Chlamydia trachomatis, der Erreger der genitalien Chlamydieninfektion, ist die häufigste Ursache für eine Urethritis (Harnröhrenentzündung) beim Mann. Obgleich die überwiegende Mehrzahl der Chlamydieninfektionen durch direkte sexuelle Aktivitäten wie Geschlechts-/Oralverkehr übertragen werden kommen auch andere Übertragungswege wie z.B. Whirlpools, selten hygienisch ungepflegte Toiletten etc. in Betracht... mehr
Die in unseren Breiten anzutreffenden Chlamydieninfektionen werden durch die Chlamydien Serotypen D und K verursacht im Gegensatz zu den Serotypen L1-L3, welche für die Übertragung der Geschlechtskrankheit Lymphogranuloma venerum verantwortlich sind.
Die Inkubationszeit beträgt meist nur wenige Tage, selten 1-2 Wochen Hauptproblem der Chlamydieninfektionen ist, dass die überwiegende Mehrzahl ohne klinische Symptome abläuft, d.h., dass der Betroffenen davon nichts merkt und deshalb lange Zeit ansteckend sein kann. Dies ist insbesondere häufig bei jüngeren Frauen der Fall, bei welchen die chronische Chlamydieninfektion auf Grund einer chronischen Infektion des inneren Genitale zu einem entzündlichen Verschluss der Eileiter und damit zu einer Unfruchtbarkeit führen kann.
Die nicht entdeckte und somit nicht diagnostizierte chronische Chlamydieninfektion stellt in unseren Breiten eine der häufigsten Ursachen für die weibliche Infertilität (Unfruchtbarkeit) dar.
Die typischen klinischen Symptome einer akuten Chlamydieninfektion beim Mann äußern sich in einer akuten Urethritis (Harnröhreninfektion) mit Brennen und Stechen in der Harnröhre und häufig einem weißlichen Ausfluss. Meist sind die Beschwerden dann so unangenehm, dass die betroffenen Männer sehr zügig einen Urologen aufsuchen. Bei nicht sofortiger Behandlung einer Chlamydieninfektion der Harnröhre kann es zu einer nachfolgenden Infektion von Nebenhoden/Hoden oder Prostata kommen.
Bei Männern unter 40 Jahren ist die Chlamydieninfektion die häufigste Ursache für eine akute Nebenhodenentzündung (Epididymitis).
Die klinischen Symptome einer akuten Chlamydieninfektion bei der Frau sind nicht so typisch wie beim Mann. Meistens klagen die Frauen über ein Stechen/Brennen bzw. Jucken in der Vagina und/oder Harnröhre bzw. dem Scheidenvorhof, seltener als beim Mann über einen Ausfluss. Bei längerer Infektionsdauer werden auch bisweilen ziehende Unterleibsbeschwerden angegeben.
Bei Nichterkennen bzw. Nichtbehandlung einer Chlamydieninfektion kann es selten zu extragenitalen klinischen Beschwerden kommen wie Gelenkschmerzen/schwellungen oder Konjunktivitis (Entzündungen der Augenbindehaut).
Die Diagnose der Chlamydieninfektion erfolgt entweder durch den so genannten Nucleic Acid Amplification Test (NAAT), welcher über eine Urinprobe erfolgt. Wichtig hierbei ist, dass die erste Urinprobe, also die ersten 20-50 ml verwendet werden. Bei der akuten Urethritis (Harnröhrenentzündung) des Mannes mit/ohne Ausfluss stellt der so genannte Harnröhrenabstrich die sicherste diagnostische Maßnahme mit einer Trefferquote von 90 % -95 % dar, bei korrekter Durchführung des Abstriches (vor dem Urinieren !). Schließlich sind Chlamydien auch häufig im Sperma nachweisbar und zeigen hier die Wahrscheinlichkeit einer Chlamydienbesiedelung von Prostata und/oder Samenblasen an. In einem Reviewartikel, in welchem von 322 Publikationen schließlich 11 bezüglich eines gleichzeitigen Chlamydiennachweises in Harnröre und Sperma auswertbar waren zeigte sich folgende Verteilung: Von den Männern (Altersgruppe meist 30-35 Jahre), welche einen positiven Chlamydiennachweis hatten, waren diese in 56 % gleichzeitig im Urin und Sperma nachweisbar, in 20 % nur im Urin und in 23 % nur im Sperma (Literatur: Eley A und Pacey A: Review article: The value of testing semen for Chlamydia trachomatis in men of infertile couples. Int. J. Androl. 2010,) Serologische Tests (Nachweis von Chlamyidienantikörper im Blut) zeigen an, dass eine Chlamydieninfektion in der Vergangenheit stattgefunden hat. Sind neben den Immunglobulinen G (IgG) auch die IgM erhöht so handelt es sich um eine akute/subakute Chlamydieninfektion.
Die Therapie der akuten Chlamydieninfektion besteht in der oralen Gabe von Antibiotika aus der Familie der Tetracycline (erste Wahl) oder Makrolide (insbesondere bei Tetracyclin-Unverträglichkeit). Bei der Tetrazyklineinnahme sollte darauf geachtet werden, dass nicht gleichzeitig mit der Tablette Molkereiprodukte, wie Käse, Butter, Milch oder Yoghurt eingenommen werden, weil dadurch die Resorption von z.B. Doxycyclin erheblich beeinträchtigt werden kann.
Aus Sicherheitsgründen sollte der/die Geschlechtspartner immer über die Infektion informiert und gleichzeitig behandelt werden, unabhängig davon, ob eine akute Chlamydieninfektion nachweisbar ist oder nicht.
Leider führt die Chlamydieninfektion nicht zu einer lebenslangen Immunität, d.h., dass Reinfektionen jederzeit möglich sind, in Abhängigkeit von den jeweiligen sexuellen Aktivitäten.
Transmitted Disease Surveillance 2011. Division of STD Prevention December 2012.CDC (Center for Disease Control and Prevention) USA2. Workowski C et al: Sexually Transmitted Diseases Treatment Guidelines, 2010, CDC USA, Morbidity and Mortality Weekly Report December 17, 2010 / Vol. 59 / No. RR-12