Wachstumshormon

Wachstumshormon (syn.: Somatotropin bzw. Growth Hormone-GH) und Insulin like Growth Factor 1 (IGF-1)

Abb. 1 

Ähnlich der Situation beim Testosteron und DHEA, dessen Abfall beim alternden Mann als Andropause bezeichnet wird, kommt es auch zu einem Abfall des Wachstumshomons (Growth Hormone - GH), was als Somatopause bezeichnet wird (Abb. 2). Symptome des Wachstumshormonabfalls können ein vermehrter Fettansatz, Schwitzen, Abnahme der Körpermuskulatur und der Muskelkraft sowie teilweise auch der Knochendichte und dadurch bedingt der generellen körperlichen Fitness sein. Ein Abfall der Wachstumshormonproduktion lässt sich durch die Bestimmung des sog. IGF-1-Spiegels im Blut erkennen.

Was ist das Wachtumshormon?

Oftmals sind die Ausfallserscheinungen (klinischen Symptome) bei Erniedrigung des Wachstumshormons von solchen eines Testosteronmangels nicht zu unterscheiden. Wachstumshormon ist, wie der Name schon sagt, in der Kindheit und Pubertät für das Wachsen der Organe und Gewebe verantwortlich, weshalb die Blutspiegel des Wachstumshormons um die Pubertät herum die höchsten Werte erreichen, um dann stark abzufallen.

Wachstumshormon wird in der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) gebildet und dort in die Blutbahn ausgeschüttet. So gelangt es in die Leber. Dort bewirkt Wachstumshormon, dass der Insulin Like Growth Factor 1 (IGF-1) gebildet wird, der die eigentlich verantwortliche Substanz für die biologischen Wirkungen des Wachstumshormons ist.

Wachstumshormon beeinflusst insbesondere positiv die Eiweißsynthese und dadurch bedingt auch den Muskelaufbau und die Muskelmasse. Aus diesem Grunde wurde Wachstumshormon insbesondere früher gerne als Dopingmittel im Leistungsspot eingesetzt. Wachstumshormon steigert die Fettmobilisation durch Hydrolyse der Triglyceride, führt zu einer Umverteilung des Körperfettes und vermindert dadurch den Taillen/Hüft–Quotienten (waist/hip-ratio).

Auf das Blutsystem hat Wachstumshormon positive Eigenschaften bezüglich der Blutbildung (Hämatopoese) und scheint zudem immunmodulatorische Effekte zu besitzen. Im Knochen übt Wachstumshormon, ähnlich dem Testosteron und seinen Metaboliten DHT und Östradiol, ebenfalls positive Eigenschaften aus, indem es die Reifung der die Knochensubstanz bildenden Osteoblasten als auch die Differenzierung der den Knochen mobilisierenden Osteoklasten fördert. Zusätzlich fördert es die Synthese von Bindegewebe und hierbei v.a. des Typ-1 Kollagens.

Im Gehirn wurden zwar spezifische Rezeptoren für Wachstumshormon (sog. GH-Rezeptoren) gefunden. Ob aber Wachstumshormon positive Eigenschaften auf Gehirn und Nerven auch beim älteren Mann (Aging Male) besitzt ist letzten Endesunerforscht.

Beeinflusst das Wachstumshormon die Sexualität?

Was die Sexualität anbelangt so haben neuere Studien gezeigt, dass Wachstumshormon die Erektionsfunktion mit positiv beeinflusst, indem es durch eine von Stickoxyd (NO) unabhängige Stimulierung der Guanylatzyklase die Bildung des wichtigsten Erektionsneurotransmitters 3’5’c-GMP fördert und damit zur Induktion der Erektion mit beiträgt (Quelle: Ückert, S. et al: Mechanisms of action of human growth hormone (GH) on isolated human penile erectile tissue. J. Urol., 2005 173, Suppl., 291).

Bei Jungen mit zu kleinem Penis (Mikropenis) und erniedrigtem Testosteron und Wachstumshormon konnte durch die alleinige Gabe von Wachstumshormon ein Peniswachstum induziert werden (Quelle: Levy JB, Husmann DA. Micropenis secondary to growth hormone deficiency: does treatment with growth hormone alone result in adequate penile growth? J Urol. 1996; 156:214-216).

Es hat sich gezeigt, dass die biologischen Effekte von Wachstumshormon und von Testosteron dabei voneinander unabhängig und synergistisch sind (Quelle:. Gibney J, et al:. Growth hormone and testosterone interact positively to enhance protein and energy metabolism in hypopituitary men. Am J Physiol Endocrinol Metab. 2005; 289: E266-71).

Das Wachstumshormon und der alternde Mann

Generell lässt sich zum momentanen Zeitpunkt sagen, dass für den alternden Mann (Aging Male) keine Indikation für eine Substitution mit Wachstumshormon identifiziert worden ist, sieht man einmal von den seltenen Fällen mit komplettem Funktionsverlust der Hypophyse ab, sei es durch Erkrankung oder auf Grund einer Operation/Bestrahlung wegen Hypophysentumore.

Lifestyle-Wachstumshormon-Therapie

Trotzdem greift die Lifestyle-Wachstumshormon-Therapie mit erschreckenden Ausmaßen, insbesondere in den USA, um sich, wo sich schon Privatkliniken landesweit etabliert haben, die für teures Geld den älteren Männern eine Therapie mit Wachstumshormon anbieten. Wachstumshormon muss unter die Haut gespritzt werden, in Tablettenform ist es nicht erhältlich.

Derzeit liegen noch keine gesicherten klinischen Erkenntnisse aus größeren Studien zu den positiven und negativen Auswirkungen einer Wachstumshormontherapie beim alternden Mann (Aging Male) vor. Die Therapie wird mittels subkutanen Injektionen (verschiedene Präparate in Deutschland verfügbar) durchgeführt und bedarf einer strengen Überwachung. Die Therapiekosten sind enorm und belaufen sich auf mindestens 300,- bis 600,- € pro Monat. Sie werden von keiner Krankenkasse im Rahmen einer Anti-Aging Lifestyle Therapie übernommen.

Viele seriöse Wissenschaftler warnen derzeit vor den negativen Auswirkungen einer solchen „Wildwuchstherapie“ mit Wachstumshormon bis hin zu einem erhöhten Krebsrisiko (Prostata, Brust, Darm) (Quelle: Kann, P.H.: The Aging Male 2003, 6, 257-263, Strasburger et al, Deutsches Ärzteblatt 2002, 99, A3177).

Typische Nebenwirkungen der längerfristigen Therapie mit Wachstumshormon sind Wassereinlagerung mit Ödemen und  Gewichtszunahme, Manifestation einer Zuckerkrankheit, Bluthochdruck, kardiovaskuläre Komplikationen wie Herzinfarkt, Wachstum von Knochenfortsätzen (Exostosen), Gelenkprobleme (Arthralgien) sowie Einengungen der Sehnenscheiden der Hand (Carpaltunnel. Syndrom).

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