Störungen der Ejakulation (Samenerguss) und des Orgasmus

Samenerguss (Ejakulation) und Orgasmus sind eng miteinander verknüpfte, durch Serotonin gesteuerte sexuelle Funktionen des Mannes. Das Auslösen von Samenerguss und Orgasmus bedarf nicht immer einer Erektion. Altersbedingt nehmen Kraft und Intensität von Ejakulation und Orgasmus sowie Spermamenge ab. Unter den Ejakulationsstörungen unterscheidet man
A: Den vorzeitigen Samenerguss (Ejaculatio präcox)
B: Die verzögerte oder ausbleibende Ejakulation (Ejaculatio retarda)
C: Die schmerzhafte Ejakulation
D: Die retrograde Ejakulation

Während der lebenslange vorzeitige Samenerguss teils genetisch bedingt ist, spielen bei der erworbenen Ejaculatio präcox andere Erkrankungen wie Erektile Dysfunktion, Prostatitis oder Schilddrüsenstörungen eine Rolle. Bei verzögerter oder ausbleibender Ejakulation bzw. Ejaculatio retarda können entweder veränderte Stimulationstechniken, spezifische Medikamente oder aber medizinische Vibratoren zum Erfolg führen. Eine schmerzhafte Ejakulation wird oft durch Prostataerkrankungen (Prostataadenom, Prostatitis) ausgelöst und lässt sich durch deren Behandlung meist beseitigen.

Anatomie und Physiologie der Ejakulation

(Abb. 1 u. Abb. 2)

Anders als die Erektion, welche der Steuerung durch das parasympathische Nervensystem unterliegt, werden  Ejakulation (Samenerguss) und Orgasmus durch das sympathische Nervensystem (Sympathikus) gesteuert.

Die Gehirnzentren für Orgasmus und Samenerguss liegen im Hypothalamus und dem Stammhirn (Nucleus paraventricularis, Nucleus paragigantocellularis, Area preoptica medialis). Von dort gelangen sowohl Samenerguss und Orgasmus hemmende als auch stimulierende Impulse zu den Rückenmarkszentren in Höhe des Lendenmarks, von wo aus dann Nervenfasern zu den sympathischen Nervenplexus im Bauch und Beckenraum verlaufen, um von dort aus die inneren Geschlechtsorgane wie Prostata, Samenblase, Samenleiter als auch den Blasenhals mit Nervenimpulsen versorgen. Im Beckenraum verlaufen die sympathischen Nervenfasern der Ejakulation gemeinsam mit den parasympathischen Nervenfasern der Erektion im Plexus hypogastricus genannten Nervengeflecht (siehe Abb. 1).

Kommt es bei sexueller Stimulation nach Eintritt der Erektion zu weiteren sexuellen Reizen, dann werden insbesondere die Nervenendigungen des Dorsalnerven des Penis an Eichel, Vorhaut und Bändchen (Frenulum) gereizt, sodass diese sexuellen Reize weiter ins Rückenmark und Gehirn geleitet werden. Hat der sexuelle Reizzustand beim Mann dann eine gewisse Höhe erreicht wird von den genannten Gehirnzentren der Samenerguss ausgelöst: Zunächst kommt es durch Kontraktion (Zusammenziehen) der glatten Muskelzellen von Samenblase und Prostata zum Auspressen deren Sekrete in Samenleiter und hintere Harnröhre, so dass sich das Sperma in der hinteren Harnröhre ansammelt und diese dehnt. Dieser Vorgang wird im Fachjargon Emission genannt. Durch den Dehnungsreiz der hinteren Harnröhre kommt es zum so genannten "Point of no return", d.h., der Samenerguss, die eigentliche Ejakulation wird unwiderruflich ausgelöst. Dabei zieht sich die Muskulatur im Beckenboden und Blasenhals zusammen, so dass das Sperma mit großer Wucht aus der Harnröhrenöffnung auf der Eichel herausgeschleudert wird (siehe Abb. 2).

Bei entsprechenden Krankheiten, welche z.B. die Nervenfasern von Sympathikus und Parasympathikus betreffen können, kann es neben Störungen der Erektion auch zu Störungen der Ejakulation kommen, so dass der Samenerguss trotz Orgasmusgefühl ausbleibt, oder aber wegen fehlendem Verschluss des Blasenhalses beim Orgasmus in die Blase geschleudert wird und dann später mit dem Urin entleert wird (so genannter trockener Orgasmus, auch retrograde Ejakulation genannt). Solche Schädigungen der Nerven, auch als Polyneuropathie bekannt, treten z.B. nicht selten beim fortgeschrittenen Diabetes mellitus auf oder können auch durch andere Erkrankungen des Nervensystems bzw. aber auch durch Medikamente bedingt sein. Das Sperma kann aber auch durch operative Schädigung des Blasenhalses, wie es bei Prostataoperationen wie transurethare Prostataresektion oder Laservaporisation häufig vorkommt, beim Orgasmus nicht mehr nach außen sondern in die Blase geschleudert werden, wenn die Blasenhalsmuskulatur diesen nicht mehr dicht abschließen kann.

Die Hauptmenge des Spermas stammt zu ca. 50 - 70 % aus den Samenblasen und zu ca. 25 - 30 % aus der Prostata und zu ca. 2 % - 5 % aus den im Beckenboden lokalisierten Cowperschen Drüsen, deren Sekret direkt vor dem Samenerguss in die Harnröhre ausgeschieden wird und diese quasi gleitfähig für das herauszuschleudernde Sperma macht. Das wenige Sekret dieser Cowperschen Drüsen wird in der Laiensprache auch Vorfreudetropfen genannte. Die eigentlichen Spermienzellen, welche im Hoden gebildet und im Nebenhoden gespeichert werden, werden bei der Ejakulation über die Samenleiter in die Harnröhre transportiert und der Spermaflüssigkeit beigegeben. Der für die Kontrolle hauptsächlich verantwortliche Neurotransmitter ist Serotonin, für welches mittlerweile 16 verschiedene Serotonin-Rezeptoren (Andockstellen) in Gehirn, Rückenmark und anderen Organen identifiziert worden sind. 

Vorzeitiger Samenerguss (Ejakulatio präcox)

Der vorzeitige Samenerguss, auch Ejakulatio präcox genannt, ist die häufigste Ejakulationsstörung, wenn nicht die häufigste Sexualstörung des Mannes überhaupt. Große epidemiologische Studien der letzten Jahre haben gezeigt, dass 20-25 % aller Männer davon betroffen sind (Porst et al. (2007): The Premature Ejaculation Prevalence and Attitudes (PEPA) Survey,Comorbidities, and Professional Help-Seeking. European Urology 51:816–824)

Häufig, d.h bei ca. 2/3 aller Betroffener handelt es sich hierbei um eine lebenslange Ejakulatio präcox, also quasi angeborene Störung, d.h., dass sie mit Beginn der sexuellen Aktivität auftritt und dann ohne Behandlung lebenslang bestehen bleibt. Auf Grund der Forschungsergebnisse  verschiedener tier- und humanexperimenteller Studien vermutet man, dass diese so häufige männliche Sexualstörung auf eine Fehlfunktion der Serotonin-Rezeptoren zurückzuführen ist und zwar entweder auf eine Unterfunktion der den Samenerguss normalerweise unterdrückenden Serotonin 5-HT2C-Rezeptoren bzw. auf eine Überfunktion der den Samenerguss normalerweise stimulierenden 5-HT1a – Rezeptoren. Es handelt sich also nicht, wie in der Vergangenheit sooft behauptet, um eine psychische sondern um eine organische (neurobiologische) Erkrankung.

Im Gegensatz zu den Erektionsstörungen, welche mit dem Alter deutlich zunehmen, besteht beim vorzeitigen Samenerguss keine relevante Altersabhängigkeit, will heißen, wenn ein Mann davon betroffen ist, dann ist er das mit 20 genauso wie mit 60 Jahren (Abb. 4). Mehrere größere Studien haben hierbei gezeigt, dass bei den meisten Männern mit lebenslangem vorzeitigen Samenerguss dieser innerhalb der ersten (90%) bzw. zweiten (10 %) Minute nach Endringen in die Scheide stattfindet (Abb. 5). Diese Zeit vom Einführen des Gliedes in die Scheide bis zum Samenerguss wird in der medizinischen Fachsprache auch Intravaginale Ejakulations-Latenzzeit (Intravaginal Ejaculation Latency Time – IELT) genannt. Diese wurde in den verschiedenen Studien mittels einer Stoppuhr gemessen, welche von der Partnerin beim Geschlechtsverkehr bedient wurde, um genaue und objektive Daten zu erhalten.

Von der lebenslangen, also angeborenen Ejakulatio präcox grenzt man den erworbenen vorzeitigen Samenerguss ab. Hierbei handelt es sich um Männer, welche zu Beginn ihrer sexuellen "Laufbahn" durchaus eine normal lange Ejakulationszeit aufwiesen, dann aber durch Änderung der Begleitumstände, wie z.B. neues Lebensumfeld, neue Partnerin oder aber auch durch Erkrankungen plötzlich an einem vorzeitigen Samenerguss leiden. Häufig tritt ein solcher erworbener vorzeitiger Samenerguss bei einer gleichzeitigen Erektionsstörung oder aber auch bei Entzündungen der Prostata (Prostatitis) bzw. Schilddrüsenerkrankungen (Hyperthyreose, syn. Schilddrüsenüberfunktion) auf. Jüngste Studien haben auch gezeigt dass Männer mit einem so genannten ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom) und solche mit einer Historie längeren nächtlichen Bettnässens (Enuresis nocturna) gerne auch an einer Ejakulatio präcox leiden.

Auswirkungen des vorzeitigen Samenergusses (Ejakulatio präcox)

Eine Reihe großer epidemiologischer Studien als auch die umfangreichen eigenen Erfahrungen in der täglichen Sprechstunde haben gezeigt, dass bei länger bestehendem, vorzeitigen Samenerguss fast immer mit erheblichen negativen Auswirkungen sowohl auf die Psyche des Betroffenen als auch auf dessen Sexualleben sowie dessen Partnerschaft zu rechnen ist. Viele betroffene Männer meiden dann gänzlich jegliche Partnerschaften und isolieren sich oder bekommen gar depressive Verstimmungszustände. Partnerinnen von Männern mit vorzeitigem Samenerguss sind auf Dauer so frustriert, dass sie keine Lust mehr auf Sex haben und sich ebenfalls zurückziehen oder bei Fortbestehen der Störung sich von ihrem Partner trennen. Anhand von Studien ist bewiesen, dass die Partnerinnen von Männern mit vorzeitigem Samenerguss wesentlich häufiger an Orgasmusstörungen im Sinne eines nicht erreichbaren Orgasmus (Anorgasmie) leiden. Eine ganz neue in Italien, Mexiko und Südkorea durchgeführte Studie mit insgesamt fast 1.500 Frauen im Alter 20-50 Jahre, welche sich aktuell in einer Partnerschaft mit Männern mit vorzeitigem Samenerguss befanden, zeigte, dass sich fast ein Viertel der Frauen von ihrem Partner hauptsächlich wegen dieser Sexualstörung wieder trennten. Auf Grund dieser negativen Auswirkungen sollte jeder von einem vorzeitigen Samenerguss betroffene Mann auch möglichst bald ärztlichen Rat einholen, wobei hier der Urologe bzw. Androloge der kompetente Ansprechpartner ist.

Diagnostik des vorzeitigen Samenergusses

Die Diagnose vorzeitiger Samenerguss basiert vor allem auf den Auskünften der betroffenen Männer, die meist sehr genau angeben können, wie schnell es zum Samenerguss kommt. Viele der betroffenen Männer geben hierbei einen Zeitraum von unter einer Minute an, manche kommen schon vor dem Einführen des Gliedes zum Erguss (Fachsprache: Ejakulatio ante portas): Zusätzlich beklagen die betroffenen Männer fast immer eine mangelhafte Kontrolle über ihre Ejakulation und dass dies deutliche negative Einflüsse auf ihre allgemeine Befindlichkeit sowie auch auf die Partnerschaft hat.Die eigenen Untersuchungen bei zahlreichen Patienten mit vorzeitigem Samenerguss haben gezeigt, dass bei einem Teil der betroffenen Männer erhöhte Werte des männlichen Geschlechtshormons Testosteron und seines Metaboliten Dihydrotestosteron vorliegen können, dies kann anhand einer Blutuntersuchung festgestellt werden.

Therapie des vorzeitigen Samenergusses / Ejakulatio präcox

Lagen in früheren Zeiten die Hauptanstrengungen in verhaltenstherapeutischen Behandlungsansätzen – so genannte Stop-Start- oder Squeezetechniken, wobei entweder das Paar gemeinsam die sexuelle Aktivität unterbricht, wenn er es quasi kommen spürt, oder aber die Partnerin einen Schmerzreiz auf die Eichel ausübt (squeeze) und somit die Ejakulation unterdrückt wird, so hat sich in den letzten 10 Jahren das therapeutische Szenario beim vorzeitigen Samenerguss eindeutig hin zur medikamentösen Behandlung verändert. Dies insbesondere, da die verhaltenstherapeutischen Behandlungsansätze meist nicht oder nur kurzfristige Erfolge zeitigten und bei Absetzen der Therapie das alte Problem des vorzeitigen Samenergusses wieder vorhanden war.

Ein seit langem bewährtes Behandlungskonzept ist die lokale Anwendung von betäubenden Medikamenten in Form von Salben und Cremes, welche Lokalanästhetika, beinhalten. Diese Cremes/Salben werden 15-20 min. vor dem Geschlechtsverkehr auf die Eichel und das Bändchen dünn einmassiert und die Vorhaut dann wieder über die Eichel gestreift, damit das Medikament gut einwirken kann. Bei beschnittenen Männern muss nach Auftragen der Creme ein Kondom übergestreift werden, damit die Creme die Oberfläche der Eichel betäubt. Das Kondom kann dann zum Koitus wieder abgenommen werden, so gewünscht. Wichtig ist, dass die Creme vor dem Geschlechtsverkehr wieder abgewaschen wird, da sonst die Übertragungsmöglichkeit in die Scheide besteht und diese dann auch betäubt werden kann, so dass die Partnerin dann nicht mehr die lustvollen Empfindungen hat. Bewährt haben sich bei der Ejakulatio präcox auch Medikamente in Tablettenform, welche aus der Gruppe der Antidepressiva (trizyklische Antidepressiva bzw. Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (syn.: Reuptake Inhihitoren - SSRI)) kommen und überwiegend bei Depressionen eingesetzt werden. Diese Medikamente wirken  zentral im Gehirn und haben neben den bei der Depression gewünschten Stimmung aufhellenden Wirkungen als Nebenwirkung eine Dämpfung des beim vorzeitigen Samenerguss überempfindlichen Ejakulationszentrum, was man sich bei der Ejakulatio präcox dann zunutze macht.

Wesentlich häufiger als trizyklische Antidepressiva kommen beim vorzeitigen Samenerguss Medikamente aus der Substanzgruppe der Selektiven Serotonin-Re-uptake Inhibitoren, kurz auch SSRI genannt, zur Anwendung. Diese Medikamente müssen täglich eingenommen werden und entfalten ihre volle Wirksamkeit beim vorzeitigen Samenerguss ca. 1-2 Wochen nach Beginn der Tabletteneinnahme.

Nachteile all der genannten Medikamente ist, dass diese auch relativ häufig Nebenwirkungen haben können und meist eine tägliche Einnahme erforderlich machen, ungeachtet wie häufig man Sex hat.Die häufigsten, in der Literatur berichteten Nebenwirkungen der genannten Medikamente sind Übelkeit, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Schwindel und Schläfrigkeit. Neueste Studien der letzten 3 Jahre haben zusätzlich nachweisen können, dass bei täglicher, also chronischer Einnahme der bereits länger auf dem Markt befindlichen Selektiven Serotonin Wiederaufnahmehemmer es zu einer Beeintzrächtigung der Fruchtbarket des Mannes und zu Schädigungen der DNA-Struktur mit dem Risiko von späteren Missbildungen kommen kann, weshalb der chronische Einsatz dieser Substanzgruppe bei jungen Männern, welche noch Kinderwunsch haben, nur noch in Ausnahmefällen erwogen werden sollte.

Mittlerweile ist ein sehr schnell und kurz wirksamer Selektiver Serotonin-Reuptake Hemmer zur Behandlung der Ejakulatio präcox in vielen Ländern, so auch in Deutschland zugelassen worden, welche nicht chronisch sondern bedarfsabhängig also direkt vor dem Sex eingenommen wird.Nach der Einnahme dieses neuen Medikaments werden die maximalen Konzentrationen im Blut bereits nach 30-60 min. erreicht, d.h., dass dann die Substanz bereits ihre maximale Wirksamkeit entfaltet. Andererseits wird das Medikament wieder sehr schnell aus dem Körper eliminiert, so dass 24 h nach Einnahme der Substanz die im Blut gemessenen Konzentrationen nur noch 4 % der Maximumkonzentrationen erreichen. Auf Grund dieses im Gegensatz zu den konventionellen SSRI sehr günstigen pharmakokinetischen Profils eignet sich das Medikament hervorragend für die bedarfsabhängige Einmaleinnahme.

Das besagte neue extra für die Behandlung des vorzeitigen Samenergusses entwickelte Medikament wurde in den letzten Jahren weltweit in zahlreichen Studien bei über 6.000 Patienten angewendet, welche einen chronischen vorzeitigen Samenerguss hatten (IELT < 2 min., gemessen anhand des Stoppuhr-Verfahrens) und zeigte in allen Studien sehr beeindruckende Ergebnisse. Im Durchschnitt verlängerte sich die Zeit bis zum Samenerguss um über das 3fache, wenn es 1-2 h vor dem Geschlechtsverkehr eingenommen worden war.Wie die Erfahrungen in der eigenen Praxis mit über 25 Paaren gezeigt haben, welche in der Europäischen Studie mit diesem neuen Medikament eingebunden waren, waren sowohl die Männer als auch die Frauen mit dessen Wirksamkeit und Verträglichkeit sehr zufrieden. Durch die signifikante Verlängerung der Zeit bis zum Samenerguss hatten auch die Partnerinnen wieder wesentlich mehr vom Sex und viel mehr Freude daran als vor der Behandlung.

PDE-5 Hemmer (Inhibitoren) bei Ejakulatio präcox

Verschiedene Studien wurden mit PDE 5 Inhibitoren bei Ejakulatio präcox durchgeführt.Fasst man alle derzeit publizierten Daten zur Wirksamkeit von PDE 5 Hemmern beim vorzeitigen Samenerguss zusammen so muss man sagen, dass PDE 5 Inhibitoren bei lebenslanger, also primärer Ejakulatio präcox keine überzeugende Wirksamkeit zeigen und somit deren Einsatz keinen Sinn macht.Anders verhält es sich aber bei erworbener Ejakulatio präcox, insbesondere wenn diese kombiniert mit einer gleichzeitigen Erektilen Dysfunktion einhergeht. Hierbei macht dann der primäre Einsatz von PDE 5 Hemmern durchaus Sinn. In evtl. in Kombination mit den obig genannten spezifischen Medikament zur Behandlung der Ejakulatio präcox.

Operative Behandlung der Ejakulatio präcox – Neurotomie der Penisnerven

Immer wieder wurde in den letzten 20 Jahren über die operative Behandlung der Ejakulatio präcox insbesondere im südamerikanischen, asiatischen und auch italienischen Raum berichtet. Die operative Behandlung besteht hierbei in der elektrokaustischen Verbrennung/Verschmorung oder Durchtrennung der sensiblen Nervenäste des Nervus dorsalis (siehe Abb. 1), über welche die Reizsignale von Eichel und Penishaut zum Rückenmark und dann weiter zum Gehirn geleitet werden, um dann bei Überschreiten der Reizschwelle den Samenerguss auszulösen. Durch die erwähnte elektrothermische Schädigung bzw. Durchtrennung der genannten Nervenäste dauert es länger bis dann beim Geschlechtsverkehr genügend Reizsignale zum Gehirn gelangen, um dort den Samenerguss zu triggern.

So einfach und logisch dieser Eingriff klingen mag so problembehaftet er doch ist. Da bei diesem Eingriff es durchaus vorkommt, dass zu viele Nervenäste verschmort oder durchtrennt werden, kommt es bei einer Reihe der Patienten nach dieser operativen Maßnahme zur kompletten Gefühllosigkeit von Eichel und Penishaut und somit zur Impotenz, weshalb seriöse Urologen und Experten auf diesem Gebiet derartige Eingriffe nicht anbieten und davor warnen. Diese Art der Penischirurgie bei Ejakulatio präcox muss als experimentell und potenziell gefährlich angesehen werden, da sie zu irreparablen Schäden führen kann

Verzögerte und ausbleibende Ejakulation und verzögerter und ausbleibender Orgasmus – Ejakulatio retarda

Ejakulationsverlust und Orgasmusverlust Altersbedingte (physiologische) Veränderungen von Ejakulation und Orgasmus

Altersbedingt kommt es beim Mann individuell verschieden ca. ab dem 40.-50. Lebensjahr generell zu "altersphysiologischen" Veränderungen der Sexualfunktionen. Dies betrifft, wie schon andernorts erläutert, einerseits die Erektionsfunktion, wobei hier zum Erreichen einer ausreichend harten Erektion deutlich mehr sexuelle Reize benötigt werden, so dass es dann auch häufig deutlich länger dauert, bis eine Erektion auftritt. Hierbei ist durch verschiedene tier- und humanexperimentelle Studien belegt, dass mit zunehmendem Alter die Reizschwelle für sexuelle Reize erhöht ist, so dass visuelle Reize alleine häufig nicht mehr ausreichen sondern auch taktile (Berührungs) reize für das Erreichen einer harten Erektion benötigt werden.

Ähnliches gilt auch für Ejakulation und Orgasmus beim "älteren" Mann: Viele Männer beklagen, dass es deutlich länger dauert bis sie beim Sex zum Samenerguss und somit zum Orgasmus kommen oder dieser mit zunehmendem Alter dann auch schon bisweilen nicht mehr erreicht wird, trotz bemühter sexueller Stimulation von Seiten der Partnerin. Häufig erfolgt dann auch der Samenerguss in höherem Alter nicht mehr so impulsiv, so dass das Sperma nicht mehr als herausschleudernd sondern eher als heraus fließend erlebt wird. Nicht selten wird in der Sprechstunde von älteren Männern die Ejakulation als das "Herausquälen" weniger Tropfen Spermas und der Orgasmus als bei weitem nicht mehr so lustvoll erlebt beschrieben, wie dies mit 20 oder 30 Jahren der Fall war. Hinzu kommt, dass mit zunehmendem Alter die Sekretionsleistungen von Samenblasen und Prostata deutlich nachlassen, wodurch die Spermamenge ebenfalls deutlich weniger wird.

Störungen von Ejakulation und Orgasmus im Sinne eines verzögerten oder gar ausbleibenden Samenerguss werde von älteren Männern in bis zu einem Drittel berichtet, wie Tab. 1 zeigt. Nicht selten sind die obig beschriebenen Veränderungen von Ejakulation, Orgasmus und Spermamenge im Alter auf einen gleichzeitigen Testosteronmangel zurück zu führen. Therapeutisch können derartige "altersphysiologische" Veränderungen von Ejakulation und Orgasmus, welche so manchen älteren Mann dann doch recht beschäftigen und deshalb Anlass zu einem Besuch beim Urologen geben, bei nachgewiesenem Testosteronmangel (Hypogonadismus) durch Testosterongabe verbessert werden. Liegt kein Testosteronmangel vor so kann bei Ejakulatio retarda (verzögerter Samenerguss) ein Behandlungsversuch mit spezifischen Medikamenten, welche einen positiven Einfluss auf die Ejakulation haben, durchaus Erfolg versprechend  sein.

Emissionsverlust und Ejakulationsverlust Anejakulation - Retrograde Ejakulation

Bleibt der Samenerguss praktisch immer aus, spricht man von Emissions- bzw. Ejakulationsverlust oder Anejakulation. Hiervon zu unterscheiden ist die retrograde Ejakulation, bei der das Sperma beim Orgasmus auf Grund eines nicht mehr funktionierenden Blasenhalsverschlusses in die Blase geschleudert und dann bei dem ersten Urinieren nach dem Orgasmus wieder herausgepinkelt wird.Sowohl die Anejakulation, also das Ausbleiben des Samenergusses, als auch die retrograde Ejakulation sind als pathologisch (krankhaft) anzusehen und bedürfen einer eingehenden Ursachenforschung.

Die häufigsten Ursachen für Ejakulationsverlust und Emissionsverlust

1. Kongenitale (angeborene) Erkrankungen

Utriculuszysten, Samenblasenagenesie (fehlende Samenblasenanlage), Ductus ejaculatorius-Verschluß/Zyste, Heterotopes Schwellkörpergewebe.

2. Medikamente (Arzneimittelbedingte Nebenwirkungen)

Alpha-Blocker, welche gerne zur Behandlung von Miktionsstörungen bei Prostatavergrößerung (Prostataadenom) oder auch zur Behandlung des Bluthochdruckes eingesetzt werden.

Ältere Antihypertensiva

Psychopharmaka: Selektive Serotonin-Re-uptake Inhibitoren (SSRI), Neuroleptika, Monaminoxidasehemmer, Trizyklische Antidepressiva

3. Neurologische Erkrankungen/Störungen

Polyneuropathien mit Beteiligung des autonomen Nervensystems (Sympathikus), häufig bei Diabetes mellitus und Alkoholkrankheit
Erkrankungen des Rückenmarks (Tumore, Entzündungen, Syringomyelie, Verletzungen)
Erkrankungen des Gehirns (Tumore, Gefäßprozesse, Entzündungen) 

4. Erkrankungen im Becken-Bauchraum

Tumore, Gefäßprozesse

5. Verletzungen

Becken-/Damm-Pfählungsverletzungen, Symphysen- und Ileosakralfugensprengungen mit Nervenverletzungen, Blasenhalsabrisse

6. Operationen

Transurethrale Prostataoperationen (Elektroresektion, Laserkoagulation, HIFU-Ultraschall etc. Retroperitoneale Lymphknotenentfernungen bei Hoden- oder Nierenkrebs.                            

Eingriffe an der Bauchschlagader (Aorta) sowie Rektum (Mastdarm) entfernungen bei Darmkrebs.

Diagnose von Ejakulatios und Emissionsverlust

In jedem Fall gilt es zunächst die Ursache für den ausbleibenden Samenerguss durch Einleitung einer entsprechenden Diagnostik beim Urologen herauszufinden. Ob ein kompletter Ejakulations-/Emissionsverlust oder aber eine retrograde Ejakulation vorliegt, kann durch Analyse des postmasturbatorischen Urins diagnostiziert werden. Hierbei wird die erste Urinportion nach der Selbstbefriedigung aufgefangen und zentrifugiert und dann das Sediment unter dem Mikroskop auf das Vorhandensein von Spermien hin untersucht. Finden sich dabei welche liegt eine retrograde Ejakulation als Folge einer Innervationsstörung mit fehlendem Blasenhalsverschluss vor.

Therapie von Ejakulationsverlust und Emissionsverlust

Therapeutisch gilt es zunächst die Ursache für den ausbleibenden Samenerguss zu beseitigen, so eine solche gefunden wird und behebbar ist.Besteht Kinderwunsch so kann bei Emissions-/ Ejakulationsverlust ein medikamentöser Behandlungsversuch mit Medikamenten mit Sympathikus stimulierenden Eigenschaften (Sympathomimetika) versucht werden, was in Abhängigkeit von der jeweiligen Ursache in 20-30 % zur Wiederherstellung einer antegraden Ejakulation führen kann.

Zur Spermagewinnung kann bei neurologisch bedingter Anejakulation auch ein Versuch mit Hilfe der Vibratortherapie unternommen werden. Hierbei wird entweder direkt die Eichel mit einem Handvibrator und entsprechender Reizfrequenz stimuliert oder aber mittels transrektaler Elektrostimulation (z.B bei Querschnittslähmung) das Auslösen einer Ejakulation versucht.

Bei nachgewiesener retrograder Ejakulation wird das Sediment des postmasturbatorischen Urins angereichert und dann die so konzentrierten Spermien zur homologen Insemination bzw. zur in vitro Fertilisation oder intrazytoplasmatischen Injektion (ICSI) verwendet. 

Schmerzhafte Ejakulation – Prostatitis - Hämospermie

Eine schmerzhafte Ejakulation – meist wird diese dann mit einem stechendem Schmerz in der Damm-/mastdarmregion erlebt – kann entweder durch eine Entzündung von Prostata/Samenblase oder aber durch eine Prostatavergrößerung (gutartiges Prostataadenom) bedingt sein. 

Ist die schmerzhafte Ejakulation entzündungsbedingt kommt es auch häufiger zur blutigen oder rostbraunen Verfärbung des Spermas (Hämospermie). In jedem Fall muss hier eine bakteriologische Spermaanalyse beim Urologen erfolgen und bei Nachweis von pathologischen Bakterien dann eine mindestens 3-4 wöchige testgerechte antibiotische Behandlung durchgeführt werden. Sehr häufig ist  für eine bakterielle Prostatitis eine Besiedelung der Prostata mit den eigenen Darmbakterien verantwortlich.

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Extrakorporale Stoß-(Schock)wellentherapie (ESWT) am Penis

Eine neue revolutionäre konservative Therapiemethode bei Erektionsstörungen (Erektiler Dysfunktion)

Die extrakorporale Stoß-(Schockwellen)therapie am Penis ist eine noch recht junge Therapieform, welche prinzipiell bei zwei verschiedenen Erkrankungen zur Anwendung kommt:

  1. Induratio penis plastica (IPP, synonym Peyronie’s disease - PD)
    (siehe hierzu die Ausführungen auf dieser Homepage unter Induratio penis plastica) 
  2. Erektile Dysfunktion (ED, synonym Erektionsstörungen bzw. Impotenz des Mannes)

In der Behandlung der Erektilen Dysfunktion ist die niedrig energetische Stoßwellentherapie (englisch: Low intensity extracorporal shockwave therapy - ESWT) erst vor 3 Jahren eingeführt worden und hat mittlerweile in Expertenkreisen einen festen Platz im therapeutischen Repertoire der Impotenzbehandlung gefunden. Sie macht immer dann Sinn, wenn den Erektionsstörungen eine überwiegend organische Ursache zugrunde liegt. Solche organischen Ursachen von Erektionsstörungen sind insbesondere

  • Gefäßbedingte (vaskuläre) Erektionsstörungen, welche durch eine endotheliale Dysfunktion ausgelöst werden. Betroffen hiervon sind insbesondere Männer, welche häufig noch andere Gesundheitsprobleme haben, in deren Mittelpunkt Gefäßerkrankungen stehen wie z.B. Männer mit Diabetes mellitus, Bluthochdruck (Hypertonie), koronarer Herzkrankheit (Angina pectoris, Herzinfarkt) Schlaganfall (cerebraler Insult) sowie periphere arterielle Verschlusskrankheit der Beine (im Volksmund auch Schaufensterkrankheit bzw. Raucherbein bezeichnet. 
  • Cavernös bedingte Erektionsstörungen (synonym: cavernöse Insuffizienz bzw. venöses Leck), bei welchen auf Grund einer Funktionsstörung bzw. Schädigung der glatten Schwellmuskulatur ein erhöhter Blutabfluss erfolgt, so dass keine steife Erektion mehr zustande kommen kann.

Im Tierexperiment bei der Ratte mit Diabetes mellitus und dadurch bedingter Impotenz hat sich gezeigt, dass die Anwendung von so genannten nieder energetischen (low intensity) Schock(Stoß)wellen eine deutliche Verbesserung der Erektionsfunktion bewirkt auf Grund einer erheblichen Verbesserung der Gefäß- (Endothel)funktion sowie der Funktion der glatten Schwellkörpermuskelzellen (Qiu X, Lin G, Xin Z, Ferretti L, Zhang H, Lue TF, and Lin C-S. Effects of low-energy shock-wave therapy on the erectile function and tissue of a diabetic rat model J Sex Med. 2013 Mar;10(3):738-46) Die Schockwellen waren also in der Lage die durch den Diabetes mellitus impotent gewordene Ratte wieder potent zu machen.

Am Menschen wurde diese völlig neue  Therapie bei Potenzstörungen erstmals 2010/2011 angewendet, wobei verschiedene Autoren über länger (bis zu 2 Jahre) anhaltende Therapieerfolge berichteten.

So berichtete die Arbeitsgruppe um Y. Vardi und I. Gruenwald aus Israel über Therapieerfolge bis zu 2 Jahre nach Anwendung von bis zu 12 Schockwellensitzungen mit dem Medispec ED 1000 Gerät bei impotenten Männern, bei welchen zuvor teilweise auch keine Medikamente mehr wirksam waren (Vardi Y, et al: Can lowintensity extracorporeal shockwave therapy improve erectile function? A 6-month follow-up pilot study in patients with organic erectile dysfunction, Eur Urol. 2010 ,58(2):243-248 , Gruenwald I, Appel B, Vardi Y Low-intensity extracorporeal shock wave therapy--a novel effective treatment for erectile dysfunction in severe ED patients who respond poorly to PDE5 inhibitor therapy. J Sex Med. 2012 Jan;9(1):259-64.

Autoren aus anderen Ländern haben in der jüngsten Zeit ebenfalls über sehr ermutigende Ergebnisse der Schockwellentherapie am Penis bei Männern mit Potenzstörungen berichtet, wobei teilweise auch andere Geräte wie das RENOVA (Hersteller Direx) zum Einsatz kamen (Bechara A, Casabé A, De Bonis W, Nazar J : Effectiveness of low-intensity extracorporeal shock wave therapy on patients with Erectile Dysfunction (ED) who have failed to respond to PDE5i therapy. A pilot study.[Article in English, Spanish]Arch Esp Urol. 2015 Mar;68(2):152-160, Reisman Y, Hind A, Varaneckas A, Motil I: Initial experience with linear focused shockwave treatment for erectile dysfunction: a 6-month follow-up pilot study. Int J Impot Res. 2015;27(3):108-112. Olsen AB, Persiani M, Boie S, Hanna M, Lund L : Can low-intensity extracorporeal shockwave therapy improve erectile dysfunction? A prospective, randomized, double-blind, placebo-controlled study. Scand J Urol. 2015;49(4):329-33.. Srini VS, Reddy RK, Shultz T, Denes B. Low intensity extracorporeal shockwave therapy for erectile dysfunction: a study in an Indian population. Can J Urol. 2015;22(1):7614-622, Yee CH, Chan ES, Hou SS, Ng CF Extracorporeal shockwave therapy in the treatment of erectile dysfunction: a prospective, randomized, double-blinded, placebo controlled study. Int J Urol. 2014 ;21(10):1041-1045.)

Aus dem deutschsprachigen Raum gibt es bezüglich der extrakorporalen Stoßwellentherapie am Penis bei Potenzstörungen noch keine zitierbaren Ergebnisse. Unser Institut ist das erste Institut in Deutschland, welches diese neue Therapieform Patienten mit Portenzstörungen seit über 1 ½ Jahren mit großem Erfolg anbietet.

Neben den bereits zitierten Stoßwellenapparaten der Firma Medispec (Medispec ED 1000) und Direx (RENOVA) verfügen wir nun auch über die ganz neuen Therapiegeräte der Firma Dornier (Gerät Aries) und der Firma M.T.S (Gerät Urogold 100), so dass wir weltweit die einzige Institution sind, welche unseren Patienten alle 4 auf dem Markt befindlichen Stoßwellengeräte anbieten können. Die jeweiligen Geräte arbeiten mit unterschiedlichen Energien und Sonden, wobei wir dann nach den Ergebnissen der bei uns durchgeführten Diagnostik (Schwellkörperpharmakontest mit vasoaktiven Substanzen, Farbdopplersonographie der Penisarterien, Penismaße) vor Ort entscheiden, welches Gerät und welche Energie zur Anwendung kommen soll und wie viele Sitzungen (meist zwischen 4 und 8  von jeweils 30 Min. Dauer) empfohlen werden.

Unsere eigenen Erfahrungen der letzten 1 ½ Jahre haben gezeigt, dass nach kombinierter Anwendung der ESWT mit  PDE 5 Hemmern viele Patienten, bei welche PDE 5 Hemmer alleine nicht mehr in der Lage waren, eine steife Erektion herbeizuführen, eine koitusfähige Erektion wieder zustande kam und der Geschlechtsverkehr dann über eine längere Zeitdauer wieder gut möglich ist.