Penisverkrümmung

Krummer Penis

Penisverkrümmung/Penisverbiegung (synonym Penisdeviation, Peniskurvatur)

Ca. 5 % aller Männer sind von schwereren Penisverkrümmungen betroffen, die häufig zu Schwierigkeiten oder Schmerzen beim Sex führen. Man unterscheidet angeborene (kongenitale) Penisverkrümmungen von erworbenen Penisverbkrümmungen, letztere häufig als Folge einer Induratio penis plastica oder eines Penisbruches (Penisfraktur). Die angeborene Penisverbiegung beruht auf einer Entwicklungsstörung des Penis im Mutterleib, ausgelöst durch einen temporären Testosteronmangel im 4. Fetalmonat. Eine Sonderform der angeborenen Penisverbiegung stellt die Hypospadie dar. Während die Therapie angeborener Penisverkrümmung bei entsprechenden Beschwerden fast immer in der operativen Korrektur besteht, mit einer in geübter Hand über 90%igen Erfolgsrate, sollte die Therapie der erworbenen Penisverkrümmung, insbesondere wenn sie durch eine Induratio penis plastica bedingt ist, zunächst immer medikamentös und/oder mechanisch, also konservativ sein. Nur bei Persistenz starker Verbiegungen und Beschwerden muss eine operative Therapie erfolgen.

Penisverkrümmungen - Penisdeviationen

Penisverbkrümmungen (synonym: Penisdeviationen bzw. Peniskurvaturen) können entweder angeboren (kongenital) oder erworben sein (letzteres meist im Zusammenhang mit einer Induratio penis plastica bzw. als Zustand nach Penisbruch/Penisfraktur) und fallen nur bei versteiftem, also erigiertem Penis auf. Penisverkrümmungen werden meist erst ab einem gewissen Biegungswinkel klinisch relevant (nach den eigenen Erfahrungen mit über 2.000 Patienten mit Penisdeviationen ist das ab ca. 30 - 40 Grad Verbiegung der Fall), da das Einführen des versteiften Penis in die Scheide schwierig oder unmöglich wird. In nicht erigiertem, also so genanntem flacciden Zustand des Penis sind Penisverkrümmungen äußerlich nicht sichtbar und lassen sich deshalb auch dann nicht diagnostizieren.

Kongenitale (Angeborene) Penisverkrümmungen

Die angeborenen Penisverkrümmungen sind meist auf eine Fehlanlage der derben Schwellkörperhaut (Tunica albuginea) zurückzuführen, welche auf einer Seite zu kurz angelegt ist, so dass der Penis bei Erektion zu der betroffenen Seite abbiegt. Ursächlich für die kongenitale Penisverbiegung wird eine Entwicklungsstörung des Penis während der Fetalentwicklung im Mutterleib angesehen, welche auf einen temporären Androgen-/Testosteronmangel zurückgeführt wird. Für diese Hypothese spricht auch die Beobachtung, dass angeborene Penisverbiegungen im Kindes- bzw. frühen Jugendalter teilweise erfolgreich mit einer Dihydrotestosteron haltigen Salbe (Handelsname Andractim®) behandelt werden konnten, insbesondere wenn dies vor Eintritt der Pubertät geschah (0,15 mg/cm2 DHT-Salbe einmal täglich für 3 Monate mit Unterbrechungsintervallen (Quelle : Catuogno, C.et al, Int J Impotence Res 6 Suppl 1, D 225, 1994).

In diesem Zusammenhang ist auch von Interesse, dass während der fetalen Entwicklungsphase im Mutterleib der Penis normalerweise vorübergehend eine deutliche, nach unten, also ventral gerichtete Penisverbiegung aufweist, die dann aber wieder nach einigen Wochen verschwindet, sobald die Leydigzellen der embryonalen Hoden die Testosteronproduktion voll aufgenommen haben. Kommt es eben in dieser empfindlichen Entwicklungsphase des Penis im 3.-4. Fetal- also Schwangerschaftsmonat zu einem Testosteronmangel durch vorübergehendes Ausbleiben der Testosteronproduktion, dann bleibt diese temporäre Penisverbiegung bestehen und bildet sich nicht mehr zurück, so dass diese Knaben dann mit einer angeborenen Penisverkrümmung zur Welt kommen (Abb. 1, 2).

Eine nach unten, also ventral gerichtete Penisverkrümmung kommt auch gerne bei einer Hypospadie vor. Hierbei handelt es sich um eine Fehlbildung der Harnröhre und seinem Schwellkörper, so dass die Harnröhrenmündung nicht in der Mitte der Eichel sondern in der Kranzfurche oder noch tiefer am Penisschaft bzw. am Übergang Penisschaft/Hodensack münden kann. Der Harnröhrenschwellkörper ist dabei nur rudimentär ausgebildet und durch Bindegewebsstränge ersetzt, welche den Penis bei Erektion dann nach unten, also ventral ziehen und somit verbiegen. Derartige bindegewebige Stränge, welche den Penis bei Erektion nach unten ziehen sind auch gerne bei angeborenen nach unten gerichteten Penisverkrümmungen vorhanden und müssen bei der Operation dann mit entfernt werden (Abb. 1, 2). Ab einem gewissen Biegungsausmaß (meist > 30 - 40 °) können Penisverkrümmungen den Geschlechtsverkehr erheblich beeinträchtigen oder gar das Eindringen des Gliedes in die Vagina unmöglich machen. Oftmals ist dann auch der Koitus für die Partnerinnen wegen der Verbiegung schmerzhaft. Angeborene (kongenitale) Penisverbiegungen sind meist nach unten (ventral Abb. 1, 2). Ab einem gewissen Biegungsausmaß (meist > 30 - 40 °) können Penisverkrümmungen den Geschlechtsverkehr erheb oder links, sehr selten nach oben (dorsal) oder rechts gerichtet.

Indikation und Hauptgründe für eine operative Korrektur einer Penisverkrümmung sind vor allem Kohabitationsschwierigkeiten der betroffenen Männer, also Schwierigkeiten des versteiften krummen Penis überhaupt in die Scheide einzuführen bzw. Schmerzen der Partnerinnen beim Koitus. Ab einem Biegungsausmaß von > 60% ist dabei ein Einführen des Gliedes in die Scheide meist unmöglich bzw. verlangt dann erhebliche "akrobatische Künste" von beiden Beteiligten ab.

Auch in unserer heutigen, als aufgeklärt und enttabuisiert geltenden Zeit gibt es noch eine Reihe von Männern, welche trotz erheblicher sexueller Probleme infolge einer angeborenen Penisverkrümmung es über viele Jahre, ja Jahrzehnte nicht wagen, sich einem Urologen anzuvertrauen. So sieht der Autor dieser Homepage in seiner Sprechstunde immer wieder Männer, welche erst im Alter von 30-40, ja manchmal erst mit 45-50 Jahren ihn zu einer Korrektur ihrer angeborenen Penisverbiegung aufsuchen, nachdem sie und ihre Partnerin einen langen Leidensweg hinter sich haben. Oft sind darüber in der Vergangenheit auch Partnerschaften wegen der erheblichen Koitusprobleme zerbrochen, welche die nicht behandelte Penisverkrümmung bereitet hat.

Ein Teil der von einer Penisdeviation betroffenen Männer und deren Partnerinnen plagen sich oft viele Jahre beim Koitus ab, wobei die Männer dann gezwungen sind, den versteiften Penis vor dem Einführen „zurechtzubiegen“, was oftmals mit „sanfter Gewalt“ erfolgen muss.

Auf Dauer schädigt ein solches, ständiges „Zurechtbiegen“ des versteiften Penis die Stabilität der Schwellkörperhaut (Tunica albuginea), sodass es dann bei einem Teil dieser Männer im Laufe der Zeit  zur Manifestation einer Erektionsstörung (Erektile Dysfunktion) auf Grund einer cavernösen Insuffizienz (erhöhter Blutabfluss während der Erektion) bzw. zu einer Instabilität des Penis im Bereich des Biegungswinkels mit Pseudogelenkbildung kommt.

Deshalb mein Rat an alle von einer Penisverkrümmung betroffenen Männer: Legen Sie alle Ihre Ängste und Scham ab, damit der Leidensweg für Sie und Ihre Partnerin ein baldiges Ende findet und suchen den für Sie am  nächsten gelegenen Urologen auf. Er wird Ihnen sicherlich eine Klinik nennen können, die Erfahrung in der operativen Korrektur von Penisverbiegungen hat.

Therapie angeborener Penisverkrümmungen

Mit Ausnahme von Jungen, welche die Pubertät noch nicht abgeschlossen haben - hier könnte ein Versuch mit einer Dihydrotestosteron haltigen Salbe (siehe Text oben) manchmal zum Erfolg führen – besteht die Behandlung der angeborenen Penisverbiegung immer in der operativen Korrektur.

Die Anwendung von Penisstreckapparaten (sog. Extendern) bringt bei angeborenen Penisverbiegungen keinerlei Verbesserung sondern kann auf Grund der Überdehnung des Gewebes potentiell zu irreparablen Komplikationen führen.

Die erste erfolgreiche operative Beseitigung einer angeborenen Penisverkrümmung wurde von dem Urologen R. Nesbit 1965 beschrieben (Nesbit, R.M.: Congenital curvature of the phallus: report of three cases with description of corrective operations. J Urol 93, 230-233, 1965) Für die operative Beseitigung angeborener Penisverbiegungen stehen unterschiedliche Operationsverfahren zur Verfügung, wobei die Originalmethode nach Nesbit, bei welcher ein Keil aus der zu langen Seite der Schwellkörperhaut entnommen wird, in der Literatur und auch in eigener Hand zu den besten Ergebnissen führt.

Alternativ zur Nesbitmethode wurden in den 80er Jahren zwei unterschiedliche Plikationsmethoden der Tunical albuginea beschrieben und zwar von Ebbehoj (Ebbehoj, J., Metz , P.: New operation for Krummerik (penile curvature). Urology 26, 76-78, 1985) sowie von Essed und Schröder (Essed, E., Schroeder, F.H.: New surgical treatment for Peyronie´s disease. Urology 25, 582-587, 1985)

Der vermeintliche Vorteil dieser Plikationsmethoden, nämlich der Zeitgewinn bei der Operation, da die Tunica nur plikiert aber nicht ausgeschnitten werden muss, wird durch eine höhere Rezidivrate erkauft als sie bei der Nesbitmethode allgemein beobachtet wird.

Auch der Autor dieser Zeilen hatte in den 80er Jahren die verschiedenenPlikationsmethoden ausprobiert, ist aber auf Grund der hohen Rezidivrate wieder zur alten Nesbit-also Keilexzisionstechnik zurückgekehrt. Außerdem beklagen nicht wenige Patienten nach Anwendung der Plikationsmethode, dass die lebenslang bestehenden Nähte (bei den Plikationsmethoden muss mit nicht auflösbarem Nahtmaterial genäht werden) beim Geschlechtsverkehr unter der Haut spürbar und teilweise schmerzhaft sind, weswegen der Autor dieser Homepage immer wieder gezwungen ist, andernorts mit der Plikationsmethode operierte Patienten nochmals zu operieren, dabei die nicht resorbierten Fäden zu entfernen und dann die Originalmethode nach Nesbit anzuwenden. Dies ist auch dann oftmals derFall, wenn andernorts bei der Plikationskorrektur die so genannte "versenkte Knotentechnik" angewendet worden ist.

Als dritte noch zu nennende OP-Methode ist die von Yachia (Yachia,D.: Modified corporoplasty for the treatment of penile curvature. J Urol 143, 80, 1990) beschriebene Methode zu nennen, bei welcher die Tunica albuginea nicht ausgeschnitten sondern lediglich längs inzidiert und dann quer verschlossen wird. Allgemein hat sich diese OP-Methode weltweit als Standartmethode nicht durchgesetzt und wird nur vereinzelt routinemäßig angewendet.

Die operative Beseitigung einer Penisverkrümmung ist kein Anfängereingriff!

Da die angeborene, operationsbedürftige Penisverkrümmung insgesamt relativ selten vorkommt (geschätzte Häufigkeit in der Bevölkerung 0,4 %, Quelle: Ebbehoj, J., Metz, P.: New operation for Krummerik (penile curvature). Urology 26, 76-78, 1985, Ebbehoj, J., Metz, P.: Congenital penile angulation. Br J Urol 60, 264-266,1987) wird auch in großen Urologischen Kliniken diese Operation im Jahr oft nur wenige Male durchgeführt, weshalb der einzelne Operateur mit dieser OP meist nicht viel Erfahrung sammeln kann. Dies schlägt sich dann  oft in einer höheren Komplikationsrate mit der Notwendigkeit von Nachoperationen nieder. Jede erfolgreiche "Nachkorrektur" also Revisionsoperaton, hat zwangsläufig eine Penisverkürzung zur Folge. Aus diesem Grund sollte der an einer Penisverkrümmung leidende Patient darauf bedacht sein, sich bei einem ausgewiesenen Spezialisten auf diesem Gebiet operieren zu lassen.

Hauptkomplikationen in ungeübter Hand sind eine Verletzung der Nerven des Penis, so dass der Penis nach der OP gefühllos werden kann, eine Verletzung der Penisgefäße sowie erhebliche Verkürzungen des Gliedes (siehe Abb. 5). In geübter Hand beträgt die Penisverkürzung bei der angeborenen Penisverbiegung meist nicht mehr als 1-1 1/2 cm und ist nicht relevant. Zu operationsbedürftigen Rezidiven der Verbiegung kommt es in geübter Hand in ca. 5 % . In der internationalen Literatur werden Rezidive in bis zu 30 % beschrieben, insbesondere, wenn es sich um Ergebnisse von Ausbildungskliniken handelt, wo gerne die einfacheren Plikationsmethoden von weniger erfahrenen Operateuren angewandt werden.

Zusammenfassend lässt sich zur angeborenen Penisverkrümmung feststellen: alle davon betroffenen Männer sollten möglichst frühzeitig, idealerweise noch vor dem ersten Koitus einen Urologen zur Beratung aufsuchen. Beträgt das Biegungsausmaß über 30-40 Grad und/oder bereitet die Penisverbiegung beim Geschlechtsverkehr Probleme/Schmerzen so besteht die Indikation zur operativen Beseitigung der Verbiegung. Von den in der Literatur bei angeborener Penisverkrümmung beschriebenen OP-Methoden zeitigt die Originalmethode nach Nesbit in erfahrener Hand die zuverlässigsten und komplikationsärmsten Ergebnisse, weshalb Sie als Patient sich vorher erkundigen sollten, welche OP-Methode die Klinik anwendet und wie häufig der für den Eingriff vorgesehene Operateur diese Operation überhaupt schon durchgeführt hat.

Erworbene Penisverkrümmungen / Penisverbiegungen

Erworbene Penisverbiegungen sind entweder auf eine so genannte Induratio penis plastica (siehe dort) oder auf einen Penisbruch (synonym Penisfraktur, siehe dort) zurückzuführen. Im Gegensatz zu den angeborenen Verbiegungen treten sie erst im späteren Leben auf (meist zwischen 30 – 75 Jahren), können aber auch schon mit 20 – 30 Jahren vorkommen. Im Gegensatz zu den angeborenen Penisverkrümmungen führen die erworbenen Penisverkrümmungen auf Grund von Vernarbungen und Verkalkungen oftmals zu einer deutlichen Schrumpfung des Penis und dadurch zu einem entsprechenden Längenverlust bei der Erektion, der im Einzelfall durchaus 4-5 cm betragen kann. Auch Erektionsstörungen treten wesentlich häufiger bei den erworbenen als bei den angeborenen Penisverbiegungen auf. In einer eigenen früheren Serie aus den 80er Jahren mit 118 Patienten mit erworbenen Penisverkrümmungen hatten immerhin 45 % gleichzeitige Erektionsstörungen. Im Gegensatz zu den angeborenen Verbiegungen kommt es bei den erworbenen Verbiegungen meist zu einem Abknicken des Penis nach oben (bei ca. 80 % der eigenen behandelten Patienten). Seltener sind Verbiegungen zur Seite oder nach unten. Das Biegungsausmaß ist meist sehr ausgeprägt (bis > 90°) und lässt somit oftmals einen Koitus nicht mehr zu. (siehe Abb. 6a, b, c, d)

Therapie erworbener Penisverkrümmungen

Konservative Behandlungsansätze bei erworbenen Penisverkrümmungen

Im Internet oder auch oder per Postwurfsendungen werden sie oftmals mit sensationellen Erfolgen bezüglich einer Penisverlängerung konfrontiert, welche durch Salben, Cremes oder Tabletten erreicht werden soll. Die entsprechenden "Anbieter" und "Bewerber" können hierzu keinerlei Ergebnisse kontrollierter Studien vorweisen, weshalb der daran interessierte Mann diesen teils sehr plakativ aufgemachten Werbeversprechen zur Penisverlängerung sehr kritisch gegenüber stehen sollte.

Penisstreckapparate

Im Internet findet der Interessierte sehr schnell zahlreiche Angebote von Penisstreckapparaten, welche entweder generell zur allgemeinen Penisverlängerung ohne Vorerkrankung oder aber zur Penisverlängerung bei bestehender Induratio penis plastica bzw. bei Z.n. Penisfraktur mit gleichzeitiger Penisschrumpfung angeboten werden. Die Hersteller versprechen teilweise auch, dass mit diesen Penisstreckapparaten erworbene Penisverbiegungen quasi wieder gerade gebogen werden können.

Hierzu ist vom Expertenstandpunkt anzuführen, dass für alle der im Internet beworbenen Penisstreckapparate größere kontrollierte Studien mit einer vernünftigen Patientenzahl fehlen und dass die Versprechungen der Hersteller sich meist auf nur wenige Fallbeispiele beziehen. Trotz dieser sehr dürftigen Datenlage möchte der Autor dieser Homepage den Penisstreckapparaten ihre Berechtigungsexistenz nicht absprechen, da auch in der eigenen Patientenklientel es immer wieder den einen oder anderen Patienten gibt, der zumindest einer weiteren Schrumpfung seines Gliedes Einhalt gebieten bzw. eine Verlängerung um 1-3 cm erreichen konnte.

Auf Grund der eigenen Erfahrungen macht die Anwendung eines Penisstreckapparates (z.B. PenimasterⓇ bzw. AdropenisⓇ) bei folgenden Konstellationen Sinn: 1. Präoperativ für 6-12 Monate bei infolge einer Induratio penis plastica bzw. eines Penisbruches bereits stark verkürztem Penis. 2. Postoperativ für 6-12 Monate, ca. 6-8 Wochen nach erfolgter Operation beginnend, um einer weiteren Penisschrumpfung durch Narbenbildung vorzubeugen.

Insbesondere bei stark verkürzten Penissen mit ausgeprägter Verbiegung sollte ein Versuch mit einem Penisstreckapparat für 6-12 Monate vor einer Operation durchaus in Erwägung gezogen werden. Hauptproblem der verschiedenen, zur Verfügung stehenden Penisstreckapparate (häufig auch Extender genannt) sind die doch damit verbundenen technisch aufwändigen Handhabungen da diese Apparate täglich zwischen 6 und 12 Stunden angelegt werden sollten, um dann später auch einen Erfolg zu sehen.

Über etwaige Komplikationen bei längerfristiger Anwendung ist bislang nichts bekannt geworden, da, wie schon erwähnt, kontrollierte Studien hierzu nicht vorliegen.

Operative Therapie der erworbenen Penisverkrümmung /Penisverbiegung

Die Beseitigung erworbener Penisverkrümmungen ist in den meisten Fällen ebenfalls operativ, wenn deren Ausmaß einen Biegungwinkel von 30-40 Grad überschreitet und die konservative Therapie nach 12 Monaten keine deutliche Verbesserung der Situation herbeigeführt hat. Neben den schon bei der angeborenen Penisverkrümmung beschriebenen Keilexzisionsmethode nach Nesbit kommt auch hier die Plikationsmethode teilweise zur Anwendung. Bei der erworbenen Penisverkrümmung kommen auch verschiedene so genannte Plaqueexzisions- und Graftingverfahren zur Anwendung, indem der verhärtete Plaque partiell oder ganz exzidiert bzw, inzidiert und nachfolgend mit plastischem Material (Venen, Goretex, Dermis Schweinedarm und andere Materialien) gedeckt wird.

Graftingverfahren haben u.a. den Nachteil, dass sie zu einer Verletzung der Dorsalnerven mit nachfolgender Gefühllosigkeit der Penishaut und Eichel führen können, außerdem sich im Bereich des Grafts auch häufiger ein erhöhter Blutabfluss aus dem Schwellkörper bildet (sog. venöses Leak), so dass die mit dieser Methode operierten Patienten häufiger Erektions- und Orgasmusstörungen aufweisen können als es bei der Corporoplastik nach Nesbit mit Keilexzision normalerweise der Fall ist. Die Operationsmethode nach Nesbit sowie die Plikationsverfahren haben teilweise den Nachteil, dass die postoperative Gliedverkürzung ausgeprägter als bei den Graftingverfahren sein kann.

Hauptproblem bei den erworbenen Penisverkrümmungen, insbesondere, wenn sie durch eine Induratio penis plastica bedingt sind, ist die Tatsache, dass es durch die IPP bei den betroffenen Männern bereits vor der Operation oftmals zu einer erheblichen Schrumpfung des Penis mit Längenverlusten zwischen 3-7 cm gekommen ist und jede operative Maßnahme am Penis meist zu einem weiteren Längenverlust um 1-2 cm führt, sehr häufig unabhängig von der angewandten Methode.

Alle seriösen und erfahrenen Operateure auf diesem Gebiet wissen um diese Problematik und klären ihre Patienten auch über diese Problematik auf. Der aufgeklärte Patient sollte deshalb äußerst kritisch entsprechend reißerisch im Web aufgemachten Angeboten gegenüber stehen, welche damit werben, dass sie eine IPP ohne Gliedverkürzung operieren, ungeachtet der OP-Methode, die beworben wird. Aus dem Munde seriöser und erfahrener Operateure werden Patienten mit erworbenen Penisverbiegungen bei Induratio penis plastica solche Versprechungen nie hören, da die Wirklichkeit postoperativ oft anders aussieht und zwangsläufig jederoperative Eingriff bei dieser Indikation mit einer Penisverkürzung unterschiedlichen Ausmaßes einhergeht.

Da bei erworbenen Penisverkrümmungen häufiger gleichzeitige Erektionsstörungen vorhanden sind, welche durch die Beseitigung der Verbiegung meist nicht behoben werden, außerdem es im Rahmen der oftmals gleichzeitig vorhandenen Induratio penis plastica zu einem deutlichen Längenverlust des Gliedes kommt, welcher natürlich auch nach der Operation bestehen bleibt, ist bei diesen Patienten die Zufriedenheitsrate mit dem Operationsresultat generell deutlich niedriger als bei den Patienten mit angeborenen Verbiegungen, die ja fast ausschließlich junge Männer mit normalem Erektionsmechanismus und normaler Penislänge betreffen.

Die Implantation einer Penisprothese (siehe auch Penischirurgie und Implantate) bei erworbener Penisverkrümmung sollte immer dann in Betracht gezogen werden, wenn die Penisverbiegung mit einer erheblichen Erektionsstörung (Erektile Dysfunktion) einhergeht, welche auch auf PDE 5 Hemmer nicht gut anspricht. Allerdings wird durch die Implantation einer Penisprothese keine Penisverlängerung erzielt, da sich die Implantatgröße dem geschrumpften Schwellkörper anpassen muss, anderenfalls sind schwere Komplikationen wie Perforation oder eine erneute Penisverbiegung zu befürchten. 

Zusammenfassend: lässt sich feststellen, dass auch bei der erworbenen Penisverkrümmung, ähnlich wie bei der angeborenen Penisverbiegung, dann eine operative Beseitigung durchgeführt werden soll, wenn die Verbiegung zu entsprechenden Problemen beim Geschlechtsverkehr führt. Da die meisten erworbenen Penisverbiegungen ursächlich auf eine Induratio penis plastica zurückzuführen sind und diese oft schubweise über Jahre verlaufen kann sollte erst dann operiert werden, wenn die Krankheit mindestens 9-12 Monate zum Stillstand gekommen ist. Eine bereits vor Operation bestehende Erektile Dysfunktion, welche bei 40-50 % der Fälle anzutreffen ist, bessert sich durch eine operative Beseitigung der Penisverkrümmung kaum, hier müssen dann postoperativ PDE 5 Hemmer angewendet werden. Im Einzelfall, bei starker Penisverkrümmung und Schwellkörperschrumpfung, sollte auf jeden Fall eine präoperative Anwendung eines Penissteckapparates erfolgen.

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Extrakorporale Stoß-(Schock)wellentherapie (ESWT) am Penis

Eine neue revolutionäre konservative Therapiemethode bei Erektionsstörungen (Erektiler Dysfunktion)und Penisverkrümmung

Die extrakorporale Stoß-(Schockwellen)therapie am Penis ist eine noch recht junge Therapieform, welche prinzipiell bei zwei verschiedenen Erkrankungen zur Anwendung kommt:

  1. Penisverkrümmung bei Induratio penis plastica (IPP, synonym Peyronie’s disease - PD)
    (siehe hierzu die Ausführungen auf dieser Homepage unter Induratio penis plastica) 
  2. Erektile Dysfunktion (ED, synonym Erektionsstörungen bzw. Impotenz des Mannes)

In der Behandlung der Erektilen Dysfunktion ist die niedrig energetische Stoßwellentherapie (englisch: Low intensity extracorporal shockwave therapy - ESWT) erst vor 4 Jahren eingeführt worden und hat mittlerweile in Expertenkreisen einen festen Platz im therapeutischen Repertoire der Behandlung von Potenzstörungen gefunden. Sie macht immer dann Sinn, wenn den Erektionsstörungen eine überwiegend organische Ursache zugrunde liegt. Solche organischen Ursachen von Erektionsstörungen sind insbesondere

  • Gefäßbedingte (vaskuläre) Erektionsstörungen, welche durch eine endotheliale Dysfunktion ausgelöst werden. Betroffen hiervon sind insbesondere Männer, welche häufig noch andere Gesundheitsprobleme haben, in deren Mittelpunkt Gefäßerkrankungen stehen wie z.B. Männer mit Diabetes mellitus, Bluthochdruck (Hypertonie), koronarer Herzkrankheit (Angina pectoris, Herzinfarkt) Schlaganfall (cerebraler Insult) sowie periphere arterielle Verschlusskrankheit der Beine (im Volksmund auch Schaufensterkrankheit bzw. Raucherbein bezeichnet. 
  • Cavernös bedingte Erektionsstörungen (synonym: cavernöse Insuffizienz bzw. venöses Leck), bei welchen auf Grund einer Funktionsstörung bzw. Schädigung der glatten Schwellmuskulatur ein erhöhter Blutabfluss erfolgt, so dass keine steife Erektion mehr zustande kommen kann.

Im Tierexperiment bei der Ratte mit Diabetes mellitus und dadurch bedingter Impotenz hat sich gezeigt, dass die Anwendung von so genannten nieder energetischen (low intensity) Schock(Stoß)wellen eine deutliche Verbesserung der Erektionsfunktion bewirkt auf Grund einer erheblichen Verbesserung der Gefäß- (Endothel)funktion sowie der Funktion der glatten Schwellkörpermuskelzellen (Qiu X, Lin G, Xin Z, Ferretti L, Zhang H, Lue TF, and Lin C-S. Effects of low-energy shock-wave therapy on the erectile function and tissue of a diabetic rat model J Sex Med. 2013 Mar;10(3):738-46) Die Schockwellen waren also in der Lage die durch den Diabetes mellitus impotent gewordene Ratte wieder potent zu machen.

Am Menschen wurde diese völlig neue  Therapie bei Potenzstörungen erstmals 2010/2011 angewendet, wobei verschiedene Autoren über länger (bis zu 2 Jahre) anhaltende Therapieerfolge berichteten.

So berichtete die Arbeitsgruppe um Y. Vardi und I. Gruenwald aus Israel über Therapieerfolge bis zu 2 Jahre nach Anwendung von bis zu 12 Schockwellensitzungen mit dem Medispec ED 1000 Gerät bei impotenten Männern, bei welchen zuvor teilweise auch keine Medikamente mehr wirksam waren (Vardi Y, et al: Can lowintensity extracorporeal shockwave therapy improve erectile function? A 6-month follow-up pilot study in patients with organic erectile dysfunction, Eur Urol. 2010 ,58(2):243-248 , Gruenwald I, Appel B, Vardi Y Low-intensity extracorporeal shock wave therapy--a novel effective treatment for erectile dysfunction in severe ED patients who respond poorly to PDE5 inhibitor therapy. J Sex Med. 2012 Jan;9(1):259-64.

Autoren aus anderen Ländern haben in der jüngsten Zeit ebenfalls über sehr ermutigende Ergebnisse der Schockwellentherapie am Penis bei Männern mit Potenzstörungen berichtet (Bechara A, Casabé A, De Bonis W, Nazar J : Effectiveness of low-intensity extracorporeal shock wave therapy on patients with Erectile Dysfunction (ED) who have failed to respond to PDE5i therapy. A pilot study.[Article in English, Spanish]Arch Esp Urol. 2015 Mar;68(2):152-160, Reisman Y, Hind A, Varaneckas A, Motil I: Initial experience with linear focused shockwave treatment for erectile dysfunction: a 6-month follow-up pilot study. Int J Impot Res. 2015;27(3):108-112. Olsen AB, Persiani M, Boie S, Hanna M, Lund L : Can low-intensity extracorporeal shockwave therapy improve erectile dysfunction? A prospective, randomized, double-blind, placebo-controlled study. Scand J Urol. 2015;49(4):329-33.. Srini VS, Reddy RK, Shultz T, Denes B. Low intensity extracorporeal shockwave therapy for erectile dysfunction: a study in an Indian population. Can J Urol. 2015;22(1):7614-622, Yee CH, Chan ES, Hou SS, Ng CF Extracorporeal shockwave therapy in the treatment of erectile dysfunction: a prospective, randomized, double-blinded, placebo controlled study. Int J Urol. 2014 ;21(10):1041-1045.)

Aus dem deutschsprachigen Raum gibt es bezüglich der extrakorporalen Stoßwellentherapie am Penis bei Potenzstörungen noch keine zitierbaren Ergebnisse. Unser Institut war das erste Institut in Deutschland, welches diese neue Therapieform sowohl bei Patienten mit Erektionsstörungen als auch solchen mit Penisverkrümmung und Induratio penis plastica seit über 2 ½ Jahren mit großem Erfolg anbietet, wobei mittlerweile über 150 Patienten sich einer sochen Therapie unterzogen haben.

Neben den bereits zitierten Stoßwellenapparaten der Firma Medispec (Medispec ED 1000) verfügen wir nun auch über die ganz neuen Therapiegeräte der Firmen Dornier (Gerät Aries), MTS Medical (Gerät Urogold 100) und Piezo Wave von der Firma ELvation Medical GmbH, so dass wir weltweit die einzige Institution sind, welche unseren Patienten alle 4 auf dem Markt befindlichen Stoßwellengeräte anbieten können. Die jeweiligen Geräte arbeiten mit unterschiedlichen Energien und Sonden, wobei wir dann nach den wobei wir dann nach den Ergebnissen der bei uns durchgeführten Diagnostik (Schwellkörperpharmakontest mit vasoaktiven Substanzen, Farbdopplersonographie der Penisarterien, Penismaße) vor Ort entscheiden, welches Gerät und welche Energie zur Anwendung kommen soll und wie viele Sitzungen (meist zwischen 4 und 8  von jeweils 30 Min. Dauer) empfohlen werden.

Unsere eigenen Erfahrungen der letzten 1 ½ Jahre haben gezeigt, dass nach kombinierter Anwendung der ESWT mit  PDE 5 Hemmern viele Patienten, bei welche PDE 5 Hemmer alleine nicht mehr in der Lage waren, eine steife Erektion herbeizuführen, eine koitusfähige Erektion wieder zustande kam und der Geschlechtsverkehr dann über eine längere Zeitdauer wieder gut möglich ist.