Humane Papilloma Viren (HPV)

Humane Papilloma Viren sind sind weltweit verbreitet. Mittlerweile hat man mehr als 100 (!) verschiedene HPV-Typen (Familien) identifiziert. Mehr als 40 HPV Typen können dabei die Genitalregion des Menschen infizieren. Viele der im Genitalbereich nachweisbaren HPV Viren können sich auch auf Grund von ungeschütztem Oral-Verkehr in Mundhöhle und Rachenraum ansiedeln. Die meisten HPV Infektionen verlaufen klinisch symptomlos und werden von den Betroffenen gar nicht bemerkt... mehr

Krebs (Karzinom) assoziierte Humane Papilloma Viren (HPV) Infektionen

Hauptproblem der HPV Infektionen ist, dass unter den genannten mehr als 40 für Genitalinfektionen verantwortlichen HPV Viren sich einige befinden, welche für die Auslösung von Karziomen und hier insbesondere des Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom) bei jungen Frauen verantwortlich sind. Andere, durch humane Papillomaviren zumindest mitverursachte Karzinome sind das Peniskarzinom sowie bei beiden Geschlechtern Mundhöhlen-, Zungengrund und Rachenkarzinome sowie der Kehlkopfkrebs (Larynxkarzinom), wenn auch vorzugsweise beim Mann. Auch für die Auslösung von Analkarzinomen bei homosexuellen Männern mit ungeschütztem Analverkehr und häufig wechselnden Partnern sowie für Vulva- und Vaginalkarzinome bei der Frau werden HPV-Viren mitverantwortlich gemacht. Diese Krebs mit verursachende HPV-Viren werden auch onkogene HPV genannt.

Hierbei stellen HPV 16 und 18 die so genannten Hochrisikotypen dar, während die HPV-Typen 6 und 11 als Niedrigrisikotypen bezeichnet werden und vor allem für die Manifestation von Genitalwarzen (Condylomata accuminata) und auch einer anderen Erkrankung, der so genannten respiratorischen Papillomatose verantwortlich sind.

Der Zusammenhang zwischen HPV Befall und Kehlkopfkrebs wurde anhand einer systematischen Literaturrecherche analysiert (Gao Li X et al: Human papillomavirus infection and laryngeal cancer risk: a systematic review and meta-analysis. J Infect Dis 2013,207,479-488): Insgesamt wurde ein HPV–Befall bei Kehlkopfkrebs in 28 % nachgewiesen, und hierbei am häufigsten das Hochrisiko HPV 16 (19,8 %).

Die Analyse von Peniskrebspräparaten aus Vietnam auf HPV Befall ergab in 27 (23 %) von 120 Patienten einen positiven Nachweis, wobei auch hier in 89 % das Hochrisiko HPV 16 nachgewiesen wurde. (Quelle: Do HAT et al:The etiological role of human papillomavirus in penile cancers: a study in Vietnam. Br J Cancer 2013,108,229-233) Auch wurde das Auftreten eines Peniskarzinoms und eines Mundhöhlenkarzinoms mit HPV 16 Befall bei ein und demselben Patienten nachgewiesen (Tasso M et al: High-risk human papilloma viruses in two different primary tumors in the same patient. Int J Urol 2013)  

Eine Metaanalyse zum HPV Befall und Peniskarzinom mit insgesamt 31 publizierten Studien und 1466 Peniskarzinom-Proben kam zu den folgenden Ergebnissen (Quelle: Miralles-Gurri, C e tal: HPV prevalence and type distribution in penile carcinoma. J Clin Pathol 2009): Die goballe HPV Prävalenz lag bei 46,9 %. Das Hochrisiko HPV 16 war mit 60,2 % aller positiven HPV Proben mit Abstand das häufigste HPV, gefolgt von HPV 18 (13,3 %), HPV 6/11 (8,1 %), HPV 31 (1,16 %), HPV 45 (1,16 %), HPV 33 (0,97 %) und HPV 52 (0,58%)

In einem großen nationalen schwedischen Register (Quelle: Dahlström LA et al: Prospective Seroepidemiologic Study of Human Papillomavirus and Other Risk Factors in Cervical Cancer, Cancer Epidemiol Biomarkers 2011) wurden Risikofaktoren für einen Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom) überprüft. Eingebunden in das Register wurden 604 Frauen mit invasivem Gebärmutterhalskrebs, der im Durchchnitt 10 Jahre nach Entnahme von Abstrichproben diagnostiziert worden war, sowie 2.980 alterskorrelierte Frauen, die als Kontrollgruppe dienten. Beide Gruppen waren auf die gängigen STD-Erkrankungen wie Chlamydien, Herpes, HPV etc. getestet worden. Eine HPV 16 Infektion hob das Krebsrisiko um das 2,4 fache, eine HPV 18 Infektion um das 2,3 fache an. Während eine Herpes Virus 2 Infektion so gut wie keinen Einfluss auf die Entstehung eines Gebärmutterhalskrebses (Zervixkarzinom) hatte  (Odds Ratio 1,1) lag das Odds Ratio bei vorangehender Chlamydieninfektion bei 1,9.

Eine Assozoation zwischen HPV Infektion und hoch differenzierten Harnblasenkarzinomen insbesondere bei jüngeren Patienten zeigten die auf HPV getesteten Blasenkarzinomproben bei 224 Patienten: In 18 (15%) von 117 Krebsproben wurden die HPV Typen 16,18,31,33,52 und 58 nachgewiesen, wobei am häufigsten HPV 16 (n=6) und HPV 18 (n=4) gefunden wurden. (Quelle: Shigehara K et al: Etiological role of human papillomavirus infection in bladder carcinoma. Cancer 2010)

Epidemiologie und Infektionsrisiko von Humanen Papillpma Viren (HPV)

Wie schon angedeutet ist die Welt mit HPV-Viren mehr oder weniger durchseucht. Lange Zeit ging man davon aus, dass HPV Infektionen erst mit dem ersten Geschlechtsverkehr erworben werden können, was aber mittlerweile in der Literatur mannigfach widerlegt ist.

Polymerase Chain Reaction (PCR) Untersuchungen der Vorhautpräparate auf Befall der Hochrisiko Humane Papilloma Viren 16, 18, 31, 33, 35, 39, 45, 51, 52, 56, 58 und 59 von 50 konsekutiven Jungen mit einem Durchschnittsalter von 5,5 Jahren (5 Monate – 15 Jahre), die noch nie Sex und sich einer Beschneidung unterzogen hatten, haben gezeigt, dass bei 12 % Hochrisiko HPV nachweisbar waren (Quelle: de Martino M e tal: High-risk Human Papilloma Virus Infection of the Foreskin in Asymptomatic Boys, Urology 2013).

In einer anderen Studie wurden die anlässlich einer Beschneidung erhaltenen Vorhautpräparate bei 30 präpubertären Jungen im Alter 4-11 Jahre auf einen HPV Befall hin untersucht (Quelle: Verit A et al Status of High-risk Oncogenic Human Papillomavirus Subtypes Harbored in the Prepuce of Prepubertal Boys.Urology 2012): Bei 25 (83%) der 30 Jungen wurden HPV Viren verschiedener Typisierungen gefunden, allerdings keine Hochrisiko HPV Typ 16 und 18.

Ähnliche Ergebnisse brachten die genitalen HPV-Analysen von 22 jungen Frauen, die noch nie Sex hatten: 10 (45,5%) von 22 zeigten einen HPV Befall (Quelle: Shew ML et al: Frequent Detection of Vaginal Human Papillomavirus Prior to First Sexual Intercourse During Longitudinal Observation. J Infect Dis 2012)

Eine für die US-Bevölkerung repräsentative epidemiologische Studie aus den USA, genannt National Health and Nutrition Examination Survey, in welcher von 2003-2004 838 weibliche Teenager im Alter 14-19 auf die genannten 5 häufigsten STD-Erreger hin untersucht wurden, zeigte, dass bei insgesamt 24,1%, also einem Viertel dieser jungen Mädchen mindestens einer der 5 STD-Erreger nachgewiesen werden konnte. Bei den zum Zeitpunkt der Untersuchung sexuell aktiven Mädchen betrug die Ansteckungsrate 37,7 % (!!). HPV Infektionen mit einem der 23 Hochrisikotypen und/oder HPV 6 bzw. 11 wurden bei 18,3 % nachgewiesen (Forhan SL et al, Pediatrics 2009). Erschreckend in dieser Studie war auch die Tatsache, dass innerhalb eines Jahres nach dem ersten Sex 19,2 % der Teenager eine STD, meist HPV, erworben hatten, obwohl sie überhaupt nur einen Sexpartner hatten.

Urogenitale HPV Infektionen und genitale Warzen (Condylomata accuminata) beim Mann

Die Häufigkeit von genitalen Warzen (Condylomata accuminata) und deren HPV Zuordnung wurde in der so genannten HPV Men Study analysiert (Quelle: Anic GM et al. Incidence and Human Papillomavirus (HPV) Type Distribution of Genital Warts in a Multinational Cohort of Men. The HPV in Men Study. Infect Dis 2011:2. 487) Männer im Alter 18-70 Jahre nahmen an dieser Studie teil. Die Inzidenz genitaler Warzen lag bei 2,35 pro 1000 Personenjahre, wobei in der Altersgruppe 18-30 die höchste Inzidenzrate mit 3,43 pro 1000 Personenjahre vorlag. Die häufigsten vorgefundenen HPV waren HPV 6 (43,8%), HPV 11 (10,7 %) und HPV 16 (9,8 %).

HPV-Viren sind auch häufig nachzuweisen bei Männern mit einer Urethritis (Harnröhrenentzündung): Bei 142 Männern, welche sich wegen einer akuten Urethritis in Japan in Behandlung begaben, war bei insgesamt 68 Fällen (48 %) eine gleichzeitige HPV Infektion nachweisbar, wobei bei 32 % (n= 46) High Risk HPV gefunden wurden (Quelle: Shigehara K et al: Prevalence of human papillomavirus infection in the urinary tract of men with urethritis.Int J Urology 2010). In 31 % konnte HPV am Penis, in 20 % in der Harnröhre und in 24 % im Urin nachgewiesen werden.

Orale Humane Papilloma Viren (HPV) Infektionen

Die Prävalenz oraler HPV-Infektionen in den USA 2009-2010 bei Frauen und Männern in der Altersgruppe 14-69 Jahre lag bei 6,9 % und für das Hochrisiko HPV 16 bei 1,0 %. Das größte Risiko für eine orale HPV Infektion lag dabei mit 7,4 % in der Altersgruppe 30-34 Jahren und mit 11,4 % in der Altersgruppe 60-64 Jahre. Männer hatten mit 10,1 % ein signifikantes höheres orales HPV-Risiko als Frauen mit 3,6 %. Das Infektionsrisiko stieg signifikant mit der Anzahl der Sexualpartner und interessanterweise auch mit dem Nikotinkonsum (Quelle: Gillison ML et al Prevalence of Oral HPV Infection in the United States 2009-2010, JAMA. 2012 15;307(7):693-703)

Die detaillierte Analyse dieser Daten aus den USA förderte noch folgende interssante Zahlen: Bei Frauen der Altersgruppe 14-59 lag die Prävalenz für eine HPV Infektion der Vagina bzw. des Gebärmutterhalses bei 42 % und für Männer die Prävalenz einer HPV-Infektion von Penis und Hodensack bei 14-51 %. Die Häufigkeit einer analen HPV Infektion lag zwischen 42% und 57 % für homosexuelle Männer während sie 25 % für heterosexuelle Männer und 27 % für Frauen betrug. 

Die Prävalenz von HPV in den Tonsillen (Mandeln) von Kindern und Erwachsenen anlässlich einer Mandeloperation bei insgesamt 80 tumorfreien Tonsillen ergab folgende Ergebnisse (Quelle: Descamps DA et al: High Prevalence of High Risk Human Papillomavirus in Palatine Tonsils from Healthy Children and Adults. Otolaryngol Head Neck Surg 2011): 10 (12,5%) der 80 Tonsillen zeigten eine HPV-Infektion,, davon waren 8 Fälle mit dem Hochrisiko HPV 16 und 1 Fall mit dem Hochrisiko HPV 18 befallen, ein weiterer mit dem onkogenen HPV 31. 

Die Prävalenzraten einer oralen HPV Infektion wurde bei 131 gesunden finnischen Vätern über einen Zeitraum von 7 Jahren analysiert (Quelle: Rautava KK et al: Oral Mucosa as a Reservoir of Human Papikkomavirus: Point Prevalence,Genotype Distribution, and Incident Infections Among Males in a 7-year Prospective Study. Eur Urol 2012, 62, 1063-1070): Die Prävalenzraten zwischen den jeweiligen Analysezeitpunkten schwankten zwischen 15,1 % und 31,1 %, wobei insgesamt 17 unterschiedliche HPV Typen nachgewiesen werden konnten: HPV 16 in 33,3 % aller HPV positiven Fälle gefolgt von HPV 33 in 12,5 % und HPV 82 in ebenfalls 12,5 %. Die Schlussfolgerung der Autoren war, dass die orale Mucosa ein bedeutendes Reservoir für HPV ist, was auch auf die Weitergabe, also die Infektion mit HPV auf andere Menschen zutrifft.

Humane Papilloma Viren (HPV)

Infektionen von Sperma HPV Infektionen des Spermas welches z.B. für reproduktionsmedizinische Maßnahmen wie in vitro Fertilisation oder ICSI verwendet wird, wurden in der Literatur immer wieder beschrieben. Hierbei konnte gezeigt werden, dass selbst so genannte Sperm Washing Methoden nicht in der Lage sind, die HPV Viren zuverlässig zu entfernen:

Bei 32 HPV positiven Samenproben infertiler Männer konnten nach Durchführung des Sperm Washing lediglich bei 4 der 30 Ejakulate keine HPV mehr nachgewiesen werden. (Quelle: Foresta C et al:Semen washing procedures do not eliminate human papilloma virus sperm infection in infertile patients. Fertility and Sterility 2011)

Dass die Infektion des Mannes mit HPV einen erheblichen Einfluss auf die Erfolgsraten von ICSI und in-vitro-Fertilisation haben können zeigte eine in Italien bei 199 infertilen Paaren durchgeführte Studie (Quelle: Perino A et al: Human papillomavirus infection in couples undergoing in vitro fertilization procedures: impact on reproductive outcomes. Fertility and Sterility 2010.): Die Autoren fanden dabei eine statistisch hoch signifikante Korrelation ziwschen HPV-Infektion des Mannes und der Abortrate. Während bei HPV negativen Patienten die Verlustrate nur bei 15 % lag betrug diese 66,7 % für HPV positive Männer. Diese Zahlen sind insofern sehr beeindruckend als die Testung des Samen spendenden Mannes bzw. dessen Spermas auf HPV Befall nicht routinemäßig in den Reproduktionszentern durchgeführt wird.

Die Untersuchungen von Kryosperma, also in einer Samenbank eingefrorenem Sperma, welches dann bei Männern mit onkologischen Erkrankungen (z.B.Hodenkrebs) später zu Befruchtungszwecken wieder aufgetaut und in die Gebärmutter injiziert wird, zeigte, dass 6,1 % der Kryospermaproben (n=98) mit HPV befallen waren, im Vergleich von 3,3 % einer gesunden Kontrollgruppe (Quelle: Foresta C et al: Human papillomavirus in the sperm cryobank: an emerging problem? Int J Andrology 2010).

Clearanceraten von Humanen Papillonviren (HPV)

Der interessanten und klinisch hoch relevanten Fragestellung, wie lange denn HPV Viren am Genitale vorzufinden sind, wenn sie erst einmal nachgewiesen worden sind, also der so genannten Clerancerate, ging eine in Brasilien, Mexiko und den USA durchgeführte Studie nach (Quelle: Giuliano A et al: Incidence and clearance of genital human papillomavirus infection in men (HIM): a cohort study. The Lancet 2011,377,932-949):

Bei 1.159 Männern, 18-70 Jahre alt, lag die Inzidenz einer genitalen HPV Infektion bei 38,4 per 1000 Personenmonate. Im Median wurden diese Männer 27,5 Monate nachverfolgt und alle 6 Monaten Abstriche auf HPV entnommen: Die mediane Dauer einer HPV Infektion lag bei 7,5 Monaten für alle HPV und bei 12-19 Monaten für das Hochrisiko HPV 16. HPV Inzidenz und Clearance-Raten waren eng mit der Anzahl vorheriger Sexpartner (mindestens 50 vs nur einen Sexpartner) korreliert, wobei die Clearance Raten in Brasilien und Mexiko gegenüber den USA schlechter waren.

Humane Papilloma Viren (HPV) Infektionen und Krebsrisiko bei Männern, die mit Männern Sex haben (MSM)

Ein besonderes Problem stellt die Gruppe homosexueller und bisexueller Männer dar, also Männer, die mit Männern ungeschützten Sex haben (im Fachjargon MSM-Gruppe genannt). Eine Metaanalyse hierzu mit insgesamt 53 Studien kam zu den folgenden Ergebnissen (Quelle: Nachalek DA et al: Anal human papillomavirus infection and associated neoplastic lesions in men who have sex with men: a systematic review and meta-analysis. Lancet Oncology 2012). In der Gruppe der HIV-positiven Homosexuellen lag die Infektionsrate mit dem Hochrisiko HPV 16 bei 35,4 % verglichen mit nur 12,5 % bei HIV negativen Männern. Die Inzidenz einer anal high grade intaepithelial neoplasia (AIN), also der direkten Vorstufe des Analkrebses lag bei 29,1 %, d.h., dass knapp ein Drittel davon betroffen war. Die gepoolte Inzidenz für das Analkarzinom war 45,9 pro 100.000 Männer. In der Gruppe der HIV negativen Männer lag die Inzidenz für AIN bei 21,5 % und für den Analkrebs bei 5,1 per 100.000 Männer. Diese Zahlen veranschaulichen nochmals deutlich die hohen Infektionsraten mit HPV 16 und das damit verbundene Risiko für Analkrebs in der Gay Population, was insbesondere auf Homosexuelle mit einer gleichzeitigen HIV Infektion zutrifft.

Humane Papilloma Viren (HPV)

Übertragung bei HPV diskordanten Partnerschaften

Eine Fragestellung von hoher Praxisrelevanz ist die HPV-Übertragungsrate bei neuen Partnerschaften, wenn die Partnerin HPV positiv für bestimmte HPV Typen und der Partner nicht bzw. umgekehrt ist, wobei man dann von HPV diskordanten Paaren spricht. Dieser Fragestellung ging eine Studie nach, die die HPV Übertragungsrate bei 73 neuen Partnerschaften analysierte, welche für mindestens 1 HPV Typ diskordant waren. (Quelle: Burchell AN et al: Genital Transmission of Human Papillomavirus in Recently Formed Heterosexual Couples. Ann Fam Med 2012, 10, 50-53)

Die Übertragungsrate betrug 3,5 pro 100 Personenmonate für die Mann auf Frau Transmission und umgekehrt 4,0 pro 100 Personenmonate für die Frau auf Mann Transmission. Die Übertragungs - also Transmissionswahr-scheinlichkeit war für alle HPV-Typen ähnlich hoch, auch bezogen auf die HPV Hochrisikotypen 16 und 18.

Prävention (Vorbeugung) von Infektionen mit Humanen Papilloma Viren (HPV)

Die Benutzung von Kondomen ist zweifelsfrei die beste Prävention, um sich vor sexuell übertragbaren Erkrankungen zu schützen, sie gibt aber nie einen 100% igen Schutz. So zeigten in einer Studie aus 2 großen Städten in den USA mit 463 Männern in der Altersgruppe 18 - 40 Jahre solche mit regelmäßiger Kondombenutzung nur in 37,9% einen Befall mit HPV Viren, getestet an 5 verschiedenen Stellen der Anogenitalregion, verglichen mit 53,9% der Männer, die Sex ohne Kondom praktizierten (Nielson, CM et al, Consistent condom use is associated with lower prevalence of human papillomavirus infection in men.J Infect Dis 2010) Eine weitere Vorbeugung, wenngleich auch nicht kompletter Schutz hinsichtlich einer HPV Infektion stellt die Beschneidung (Zirkumzision) dar, die wie in der Einleitung schon erwähnt, das Erkrankungsrisiko für alle sexuell übertragbaren Krankheiten reduziert. Bezogen auf die Hochrisiko HPV 16 und 18 führte die Beschneidung in einer Studie in Uganda zu einer deutlichen Reduktion, verglichen mit der jeweiligen Kontrollgruppe (keine Beschneidung) (Quelle: Tobian AAR: Male circumcision and anatomic sites of penile high-risk human papillomavirus in Rakai, Uganda, Int J Cancer 2011)

Humanen Papilloma Viren (HPV) Vakzination (HPV-Impfung)

Seit Ende 2006 bzw. 2007 steht eine Vakzination (Impfung) gegen die Hochrisiko HPV zur Verfügung. Einerseits handelt es sich um eine Immunisierung gegen die beiden Hochrisiko HPV 16 und 18 (Impfstoff Cervarix) andererseits gegen HPV 16 und 18 sowie sie Niedrig-Risiko HPV 6 und 11 (So genannter quadrivalenter Impstoff, Name Gardasil). Beide Impfstoffe sind für beide Geschlechter also Buben und Mädchen ab einem Alter von 9 Jahren zugelassen und sollten vor dem ersten Geschlechtsverkehr appliziert werden. In Deutschland bezahlen die gesetzlichen Krankenkassen die HPV-Impfung derzeit nur für Mädchen und junge Frauen zwischen 12 und 17 Jahren. Die vollständige Impfung umfasst drei Impftermine, die vor dem ersten sexuellen Intimkontakt abgeschlossen sein sollen.

Im Oktober 2011 empfahl das Advisory Committee on Immunization Practices (ACIP) in den USA die Anwendung des quadrivalenten HPV Impfstoffes Gardasil auf für Jungen bzw, junge Männer wie folgt (Quelle: Centers for Disease Control and Prevention-CCD: Recommendations on the Use of Quadrivalent Human Papillomavirus Vaccine in Males – Advisory Committee on Immunization Practices (ACIP), MMWR Morb Miortal Wkly Rep 2011, 60, 1705. 1708): Der Impfstoff sollte bei Jungen im Alter von 11 bzw. 12 Jahren sowie in den Altersgruppen 13-21 angewandt werden, wenn noch keine volsständige Vakzination mit 3 Impfungen vorher stattgefunden hatte. Männer im Alter 22-26 Jahre möchten evtl ebenfalls für eine Impfung in Frage kommen.

In einer unlängst publizierten Übersichtsarbeit wiesen die Autoren bezüglich der Situation in den USA daruf hin, dass die HPV Impfung sicher und wirkungsvoll sei, dass sie aber derzeit noch viel zu wenig angewandt wird. (Quelle: Jin XW et al: Human papillomavirus vaccine: Safe, effective, underused. Cleve Clin J Med 2013, 80, 49-60)

Der neuesten Statistik aus den USA zufolge stieg zwar von 2007 bis 2012 der Anteil der 13-17 Jahre alten Mädchen, die mindestens eine Vakzination – empfohlen werden 3 zum vollständigen Imfschutz - erhalten hatten von 25,1 % auf 53 % an, erhöhte sich dann aber in 2012 nicht mehr nennenswert (53,8%) (Quelle: Centers for Disease Control and Prevention (CDC). Human papillomavirus vaccination coverage among adolescent girls, 2007-2012, and postlicensure vaccine safety monitoring, 2006-2013 - United States. MMWR Morb Mortal Wkly Rep. 2013 Jul 26;62(29):591-5.) Wie effektiv die HPV Vakzination ist zeigt eine Studie aus den USA (Quelle: Markowitz LE et al: Reduction in Human Papillomavirus (HPV) Prevalence Among Young Women Following HPV Vaccine Introduction in the United States, National Health and Nutrition Examination Survey, 2003-2010,Infect Dis 2013): Die Studien verglichen die beiden Jahreszeiträume 2003-2006, also vor der Einführung der HPV Vakzine mit der Periode 2007-2010, also 4 Jahre nach Einführung der HPV Vakzine. Unter den jungen Frauen in der Altersgruppe 14-19 Jahre kam es zu einer signifikanten Reduktion der HPV 6,11,16 und 18 Prävalenz von 11,5 % auf 5,1 %. In höheren Altersgruppen war hingegen keine Reduktion der HPV – Prävalenz festzustellen.

Ähnliche ermutigende Ergebnisse wurden aus Australien berichtet (Quelle: Donovan AH et al: Genital warts in young Australiens five years into national human papillomavirus vaccination programme: national surveillance data. BMJ 2013, 18, 346): Die Studie umfasste Dateien von insgesamt 8 Sexual Health Services von 2004-2011 mit insgesamt 85.770 Australiern, die das erste Mal untersucht wurden. Insgesamt wurden genitale Warzen (Condylomata accuminata) bei 9 % gefunden. Eine erhebliche Abnahme der durch HPV induzierten genitalen Warzen war zwischen den beiden Perioden in den Altersgruppen < 21 Jahre und zwischen 21 und 30 Jahren festzustellen und zwar von 11,5 % in 2007 auf 0,85 % in 2001 bzw. von 11,3% in 2007 auf 3,1 % in 2011. Bei heterosexuellen Männern > 30 Jahre konnte in den beiden Zeiträumen keine signifikante Abnahme der HPV induzierten Genitalwarzen verzeichnet werden.

Interessanterweise scheint die HPV Vakzination gegen die Hochrisiko HPV 16 und 18 Typen auch die Infektionsrate mit anderen HPV Typen herabzusetzen (Quelle: Wheeler CM et al: Cross-protective efficacy of HPV. 16/18 AS04-adjuvanted vaccine against cervical infection and precancer caused by non-vaccine oncogenic HPV types: 4 year end-of-study analysis oft he randomized, double-blind PATRICIA trial, The Lancet Oncology 2012, 13, 100-110): In einer riesigen prospektiven Studie wurden 15-25 Jahre alte Frauen mit weniger als insgesamt 6 Sexualpartnern aufgenommen und randomisiert doppel-blind entweder gegen HPV 16/18 (n=8.067) oder gegen Hepatitis A (n = 8.047)geimpft. Die Autoren fanden dabei eine beständige Effektivität in der mit HPV Vakzine (HPV 16/18) geimpften Gruppe nicht nur für die HPV Hochrisiko Gruppen 16 und 18 und die dadurch oft ausgelöste cervikale intraepitheliale Neoplasie Grad 2 oder höher, einer Vorstufe des Gebärmutterhalskrebses, sondern auch für mindestens 12 weitere HPV Typen wie HPV 31, 33, 35, 39, 45, 51, 52, 56, 58, 59, 66 und 68. Die Gesamtwirksamkeit hierfür lag bei 46,8 % wobei vier der genannten HPV Typen nämlich HPV 31, 33, 45 und 51 den onkogenen, also Krebs auslösenden HPV Typen zugeordent werden.

Hauptproblem der HPV Imfung ist die Compliance der jungen Mädchen, d.h., dass viele die Vakzination nach der ersten oder zweiten Impfung abbrechen, so dass dann letzten Endes nicht immer ein ausreichender Impfschutz vorhanden ist. (Quelle: Hirth JM et al: Completion of the human papillomavirus vaccine series among insured females between 2006 and 2009, Cancer 2012)

In einer randomisierten doppelblinden Studie konnte anhand der darin eingeschlossenen Gruppe von Männern, welche Sex mit Männern haben (MSM) (n=602, 16-26 Jahre alt) nachgewiesen werden, dass durch die quadrivalente HPV Vakzination auch das Risiko einer analen HPV Infektion, und daraus folgend einer analen intraepithelialen Neoplasie signifikant gesenkt werden konnte (Palefsky JM e tal: HPV Vaccine against anal HPV Infection and Anal Intraepithelial Neoplasia, NEJM 2011, 365, 1576-1585)

Eine Proof of Principle Studie in Costa Rica zur Überprüfung, ob die zweifache Vakzination der bivalenten HPV 16/18 Vakzine (n= 802) der bis dato üblichen und empfohlenen dreifachen Vakzination (n=5967) gleichwertig ist, kam nach vierjährigem Follow-up zu dem Ergebnis, dass die zweifache Vakzination genauso wirksam ist wie die dreifache Vakzination (Quelle: Kreimer AR: Proof of Principle Evaluation of the Efficacy of Fewer Than Three Doses of a Bivalent HPV 16/18 Vaccine. J Natl Cancer Inst 2011)

Langzeitstudien haben gezeigt, dass die HPV 16/18 Vakzine eine sehr gute Langzeitwirkung bezüglich des Impfschutzes zeigt. In einer multinationalen Multicenter-Langzeitstudie mit einem Follow-up bis 6,4 Jahre bei HPV 16/18 seronegativen Frauen in der Altersgruppe 15-25 Jahre (n=1113), die auch auf 14 weitere onkogene HPV Viren negativ getestet waren, lag die Effektivität in der Impfgruppe bezüglich einer durch HPV 16/18 induzierten CIN2+(cervikale intraepitheliale Neoplasie) bei 100 % und bezüglich HPV 16/18 unabhängiger CIN2+ Läsionen bei 72 % (Quelle: Romanowski N et al:Sustained efficacy and immunogenicity of the human papillomavirus (HPV) 16/18 AS04-adjuvanted vaccine: analysis of a randomised placebo-controlled trial up to 6,4 years. Lancet 2009, 374, 1975-1985)

Diagnostik der Humanen Papilloma Viren (HPV) Infektion

Klinische Symptome

Typische klinische Symptome für eine HPV Infektion sind der Nachweis genitaler Warzen, auch Condylomata accuminata genannt, die beim Mann bevorzugt an der Vorhaut, dem Fernulum und dem Penisschaft auftreten, generell aber im gesamten Genitalbereich mit Hodensack, Schamhaarbereich und auch, in Abhängigkeit von den Sexualpraktiken, im Analbereich vorkommen können. Bei der Frau sind die bevorzugten Areale der Scheideneingang (Vulva) mit Schamlippen. Zusätzlich besteht bei Frauen immer der Verdacht auf eine HPV Infektion bei entsprechenden auffällligen Veränderungen am Gebärmuttermund.

Trichloressigsäure-Test

Bei Befall mit HPV Viren verfärben sich die infizierten Areale  5-10 Min. nach Befeuchtung mit 5 %iger Trichloressigsäure weißlich. Damit kann man relativ schnell beim Mann feststellen, ob derzeit HPV-verdächtige Areale am Penis vorhanden sind oder nicht.

HPV-Typisierung

Mittels so genannter Polymerase-Kettenreaktion (PCR) kann die HPV DNA in entsprechendem Abstrichmaterial nachgewiesen und durch Sequenzierung  bzw. Hybridisierung eine weitere Differenzierung zwischen den verschiedenen HPV Typen durchgeführt werden. Diese Diagnostik ist relativ teuer und wird nur bei entsprechenden auffälligen Befunden am Gebärmutterhals bei der Frau oder beim Mann bei Verdacht auf Vorstufen zum Peniskrebs bzw. bei Bowenoider Papulose empfohlen. In den USA sind diesbezüglich 4 verschiedene HPV Typisierungstests zugelassen.

Der Einsatz der HPV-Typisierung als Routinediagnostikum wird von den medizinischen Fachgesellschaften einstimmig abgelehnt, da dies bei dem hohen Durchseuchungsgrad der Bevölkerung nicht wirklich Sinn macht Routinemäßig verfügbare HPV spezifische Bluttests gibt es nicht.

Therapie von sichtbaren Humanen Papilloma Viren (HPV) Infektionen

Meistens handelt es sich hier um sichtbare genitale Warzen, die mittels spezifischer lokal anzuwendender Cremes/Flüssigkeiten, welche Podophylotoxin oder Iquimimod enthalten, behandelt werden können. Diese Behandlung eignet sich aber nur für kleinere Areale und ist zudem relativ zeitaufwändig (Behandlungsdauer 3 Tage die Woche mit 4 Tagen Pause, wobei meist 3 Wochen erforderlich werden). Alternativ zur medikamentösen Behandlung steht die Elektrofulguration, die Lasertherapie oder die Kryotherapie zur Verfügung. Bei größeren Arealen muss evtl. auch eine Exzision erfolgen.

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