DHEA - Dehydroepiandrosteron

DHEA (Dehydroepiandrosteron) ist ein Hormon der Nebennierenrinde, aus welchem sowohl Androgene (Testosteron) als auch Östrogene (Östradiol) gebildet werden. DHEA stellt nicht nur den Baustein für die genannten Hormone dar sondern hat auch ganz spezifische eigene Wirkungen: Es dockt an spezifischen Rezeptoren der Gefäßwand an und setzt dort Stickoxid (NO) frei, das für die Gefäße wichtigste Molekül zur Gefäßereiterung und Durchblutungssteigerung. Somit besitzt DHEA eine gefäßschützende Funktion. Zusätzlich scheint DHEA ähnlich wie Testosteron positive Eigenschaften auf die Verhinderung eines Diabetes mellitus bzw. eines metabolischen Syndroms zu besitzen und auch günstig unsere Gehirnzellen zu beeinflussen. In Stresssituationen wird DHEA vermehrt freigesetzt und scheint hier auch schützende Funktionen auszuüben. Die DHEA-Spiegel sind mit 20 Jahren am Höchsten und nehmen dann bis zum 60. Lebensjahr auf nur noch ein Drittel ab, so dass viele Männer > 45 Jahre einen DHEA-mangel (DHEA < 1,5 µg/ml) haben. In USA gilt DHEA quasi als Jugendlichkeitshormon, ist dort in jedem Drugstore erhältlich und Mio. Männer nehmen es dort ein. In Deutschland muss es importiert werden, wobei pro Tag eine 25 oder 50 µg Kapsel eingenommen wird, je nach den gemessenen Blutwerten.

DHEA (Dehydroepiandrosteron)

Dehydroepiandrosteron (DHEA) und seine Speicherform, das Dehydroepiandrosteronsulfat (DHEA-S) ist ein Hormon der Nebennierenrinde, dessen Konzentration im Blut bis zum 60. Lebensjahr um das Dreifache gegenüber dem 20. Lebensjahr abnimmt (Abb. 1). In den USA genießt DHEA seit Jahren quasi als Jugendlichkeits-(„Jungbrunnen“)hormon ein sehr hohes Ansehen und Millionen von Männern nehmen dieses, rezeptfrei in jedem Drugstore erhältliche Hormon ein. DHEA galt lange Zeit als so genanntes Vor(Pro)hormon, welches lediglich nur eine Vorstufe bzw. einen Baustein zur Synthese des Testosterons darstellt (siehe hierzu auch bei Testosteronkapitel sowie Abb. 2) und das keinerlei eigenständige biologische Eigenschaften hat. Diese Auffassung wird auch heute noch unter konsequenter Ignoranz der neueren, in den letzten 5 Jahren veröffentlichten Literatur zu DHEA von vielen der älteren „Hormonexperten“ geteilt, indem sie weiterhin dem DHEA jegliche eigenständigen Hormoneigenschaften und damit eigene klinische Wirkungen absprechen. Mittlerweile weiß man, dass DHEA nicht nur als Baustein/Prohormon sowohl für Testosteron als auch für 17 beta Östradiol dient, sondern dass es in unserem Körper  in den meisten Organen eigene DHEA-Rezeptoren gibt (Abb. 3):

Spätestens seit den Forschungsarbeiten der Arbeitsgruppe um Liu (Liu D, Dillon JS. 2002. Dehydroepiandrosterone activates endothelial cell nitric-oxide synthase by a specific plasma membrane receptor coupled to Ga i2,3. J Biol Chem 277:21379-21388) weiß man, dass an den Gefäßwänden DHEA-Rezeptoren sind, über welche DHEA die NO-Produktion stimuliert und somit die Gefäßdurchblutung steigert (Abb. 3). Dies beweist, dass DHEA eine Gefäß protektive Substanz ist. Bestätigt wurden diese neuen, Aufsehen erregenden Erkenntnisse zu DHEA durch eine weitere klinische Forschungsarbeit, die nachweisen konnte, dass DHEA die Endothelfunktion der Gefäße verbessert, wodurch sich die Dilatationsfähigkeit und somit die Durchblutung in den untersuchten Armarterien statistisch signifikant verbesserte (Quelle: Kawano H, Yasue H, Kitagawa A, et al.: Dehydroepiandrosterone supplementation improves endothelial function and insulin sensitivity in men. J Clin Endocrinol Metab 2003, 88:3190-3195). Die Verbesserung der Gefäßendothelfunktion ist u.a. darauf zurück zu führen, dass unter DHEA die Konzentrationen des so genannten Plasminogen-Aktivator-Inhibitors (PAI-1) gesenkt werden. PAI-1 ist eine die Gefäßwand schädigende Substanz, die normalerweise in verkalkten und somit geschädigten Gefäßen mit einer Endothelfehlfunktion vermehrt gebildet wird und weitere Gefäßkomplikationen wie Herzinfarkt und Schlaganfall begünstigt.

Außerdem zeigte eine weitere Studie, dass die Substitution mit DHEA bei Männern und Frauen mit erniedrigten DHEA-Werten zu einer signifikanten Abnahme des viszeralen und kutanen Fettgewebes sowie zu einer Senkung der Insulinspiegel führte und damit die Insulinresistenz herabsetzte. (Quelle. Villareal, D.T. et al, JAMA 2004, 292, 2243-2248) Unter Kenntnis dieser Ergebnisse scheinen dem DHEA, ähnlich wie dem Testosteron, präventive Eigenschaften bezüglich der Manifestation eines Metabolischen Syndroms mit all seinen Folgekomplikationen zuzukommen.Die obig zitierten, neueren Forschungsergebnisse zu DHEA  erklären auch die Ergebnisse einiger älterer klinischer Studien zu DHEA:

Bereits vor über 10 Jahren publizierte Berr (Berr, C. Proc Natl Acad Sci USA 93, 13410-13415, 1996), dass Männer mit niedrigen DHEA-Werten nach 2 und 4 Jahren Beobachtungszeit eine signifikant höhere kardiovaskuläre Sterblichkeit aufwiesen als solche mit normalen DHEA(S)-Spiegeln.

In einer bereits vor über 20 Jahren publizierten Studie über die12-Jahressterblichkeit von 242 Männern im Alter zwischen 50 und 79 Jahren waren die DHEA-Werte im Blut bei den Männern mit kardiovaskulären Erkrankungen signifikant niedriger als bei herzgesunden Männern (Quelle: Barrett-Connor, E. et al, NEJM, 1986, 315, 1519-1524).
In dieser Studie war bei herzgesunden Männern zu Beginn der Studie das alterskorrelierte Risiko bei DHEA-S-Werten < 1,4 µg/ml wie folgt:

1,5-fach erhöht für alle Todesfälle (p nicht signifikant)

3,3-fach erhöht für kardiovaskuläre Todesfälle (p< 0,05)

3,2-fach erhöht für Koronare Herzkrankheit Todesfälle (p<0,05)

In der multifaktoriellen Analyse der Studie zeigte sich, dass ein Anstieg der DHEA-S-Blutwerte um 1 µg/ml mit einer Risikoreduktion von 36 % für alle Todesfälle (p<0,05) und 48 % für alle kardiovaskulären Todesfälle (p< 0,05) einherging.

Schließlich scheint DHEA auch positive Eigenschaften bezüglich Gehirn- und Nervenfunktionen zu besitzen:Es erhöht die Nervenaktivität und besitzt Nerven schützende EigenschaftenEs hat stimmungsaufhellende und antidepressive EigenschaftenIm Tierversuch verbesserte DHEA signifikant die kognitiven Eigenschaften (Quelle: Wolf, T. and Kirschbaum, C.: Brain Research Reviews 30, 264-288, 1999) Bereits zuvor konnten Morales und Mitarbeiter in einer placebo - kontrollierten Studie mit 50 mg DHEA, über 6 Monate gegeben, nachweisen, dass es in der DHEA-Gruppe zu einem verbesserten Wohlempfinden (physisch und psychisch) bei 67 % der Männer und 82 % der Frauen kam. Nebenwirkungen der DHEA -Therapie wurden hierbei nicht beobachtet. (Quelle: Morales, A.J. et al, J Clin Endocrinol Metab. 1994, 78, 1360-1367).

Zwei neuere Studien, welche sich mit den Ergebnissen einer Langzeit-DHEA–Substitution bei älteren gesunden Männern und Frauen auseinandersetzen (Quellen: Baulieu, E.-E., et al: Dehydroepiandrosterone (DHEA), DHEA sulfate, and aging: Contribution of the DHEAge Study to a sociobiomedical issue, PNAS 2002, 97, 4279-4284. Nair, K.S. et al: DHEA in Elderly Women and DHEA or Testosterone in Elderly Men, NEJM 2006, 355, 1647-1659) sprechen hingegen dem DHEA nennenswerte positive Eigeschaften ab.

Beide Studien waren placebo - kontrolliert, wobei die von Baulieu und Mitarbeiter publizierte Studie über 12 Monate und die von Nair und Mitarbeitern publizierte Studie über 24 Monate ging. In beiden Studien wurden nur gesunde Probanden aufgenommen. Die Baulieustudie zeigte nach einem Jahr DHEA Therapie keine Auswirkungen auf Knochendichte und Gefäßparameter, hingegen aber positive Auswirkungen von DHEA auf die Hautbeschaffenheit im Vergleich zu  Placebo, bei den Laboruntersuchungen wurden Anstiege der Werte von 17 beta Östradiol und IGF-1 (p=0,008) gefunden, während PSA-und Testosteronwerte bei den Männern unter DHEA-Therapie unverändert blieben. Die Schlussfolgerungen von Baulieu und Mitarbeitern waren, dass DHEA einige positive Auswirkungen auf das Altern zu haben scheint aber keine, die alternde Menschen zu Superfrauen bzw. Supermännern werden lässt.

In der von Nair et al publizierten Studie wurden nur gesunde Männer und Frauen (Ø 66-68 Jahre) aufgenommen, deren DHEA < 1,57 µg/ml bzw. bei Männern deren bioverfügbares Testosteron <10,2 ng/ml war. Die Autoren fanden nach 2 Jahren Behandlungszeit in der DHEA-Gruppe bei Männern signifikante Anstiege der DHEAS- und 17 beta Östradiolwerte und bei Frauen der Testosteronwerte. Bei Männern lagen die PSA-Werte am Ende der Studie in der Placebogruppe höher als in der DHEA - Gruppe (!?!). Insgesamt fanden die Autoren keine positiven Auswirkungen der DHEA Therapie auf Blutzuckerstoffwechsel, Body Mass Index (BMI), und Lebensqualität. In diesem Zusammenhang muss die kritische Frage erlaubt sein, welche Ergebnisse  hatten sich die Autoren eigentlich erwartet, wenn sie nur gesunde Männer und Frauen mit DHEA behandeln, denen es rundherum gut geht?

Sollte es Ihnen noch besser gehen? Die eigenen Erfahrungen mit Hunderten von Männern, welche auf Grund wiederholt gemessener, extrem niedriger DHEA-S-Werte (DHEA-S < 1,0 µg/ml) seit Jahren DHEA einnehmen, haben gezeigt, dass sich die Mehrzahl dieser Männer darunter besser fühlen und diese Therapie auch nicht mehr missen möchten.

In Deutschland ist DHEA nicht offiziell zugelassen und muss importiert werden, was über jede Apotheke möglich ist. Die Preise sind hierbei für die meist angewandte 50 mg Dosis sehr unterschiedlich und schwanken je nach Importeur und Bezugsquelle  zwischen € 30,- und € 60,- für 100 Stück, wie mir die eigenen Patienten erzählt haben. Der DHEA–Gehalt der Tabletten schwankt unter den einzelnen Importeuren gewaltig, weil DHEA von den Behörden als „Nahrungsergänzungsmittel“ eingestuft wird und damit dessen Produktion nicht der strengen Arzneimittelaufsicht weder in Europa noch in den USA unterliegt. Frühere Analysen einer amerikanischen Forschergruppe hatten dabei ergeben, dass in Abhängigkeit vom Hersteller bis zu 100 % Unterschiede bestehen können, was die wirkliche DHEA-Dosis in dem gekauften Präparat angeht. Will heißen, dass eine 50 mg Dosis in Wirklichkeit 25 mg oder aber 100 mg beinhalten konnte. Vorsicht ist deshalb geboten, wenn man die Bezugsquelle nicht kennt. Ob man die richtige Dosis einnimmt lässt sich am Einfachsten anhand von 3-6monatigen DHEA-Laborkontrollen feststellen. In den USA bekommt man DHEA in der 25 mg Dosierung rezeptfrei in jedem Dugstore und jeder Pharmazie.

Schlussfolgerungen zu DHEA

Die derzeitige, im Detail geschilderte Datenlage spricht eindeutig dafür, dass DHEA auch ein eigenständiges Hormon mit eigenständigen biologischen Wirkungen ist und nicht nur ein Vorhormon von Testosteron. Hierbei sind insbesondere die positiven Wirkungen von DHEA auf Gefäße, Nerven und Gehirnleistung sowie auf das allgemeine Wohlbefinden hervorzuheben. Eine Reihe von älteren und neueren Studien haben gezeigt, dass Männer mit niedrigen DHEA-Werten ein höheres kardiovaskuläres Risiko wie Herzinfarkte und Schlaganfälle zeigen.

Unter einer DHEA-Substitutionstherapie steigen beim Mann neben den DHEA-S-Werten auch die 17 beta Östradiol-Werte an, was meist ein gewünschter Nebeneffekt ist. Bei der Frau hingegen steigen unter DHEA–Therapie die Testosteronwerte, was manchmal unerwünschte Nebenwirkungen wie leichte Vermännlichungserscheinungen (z.B. Bartwuchs) mit sich bringen kann, in Abhängigkeit von der Höhe des jeweiligen Testosteronspiegels. Bezüglich der Prostata hat DHEA keine Nebenwirkungen. In den wenigen hierzu publizierten Studien stiegen die PSA-Werte jedenfalls nicht an. Die DHEA-Therapie ist generell keine Kassenleistung mit Ausnahme von Patienten mit einer schweren Nebenniereninsuffizienz.

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